Der Bundeswehr gehen die langen Kerls aus
Das Wachbataillon hat zu wenige Bewerber mit Idealmaß. Nun werden die traditionellen Regeln aufgeweicht.
Berlin. Schneidig, gleich groß und immer wie aus dem Ei gepellt: Fast sechzig Jahre schienen Soldaten des Wachbataillons der Bundeswehr aus der gleichen Backform zu kommen. Durchsynchronisiert waren sie das Aushängeschild bei Staatsbesuchen. Entsprechend handverlesen wurde bei der Musterung der Wehrpflichtigen: Nur wer das Prädikat „T1“ erhielt, konnte den Marschbefehl zum Bataillon erhalten. Voraussetzung: eine Größe zwischen 1,78 und 1,96 Metern, Fitness, weder Brille noch Bart.
Doch damit ist es nun vorbei. Die Bundeswehr überarbeitet die Regeln, künftig sollen auch kleinere Soldaten und randlose Brillen erlaubt sein. Der Sinneswandel kommt nicht ganz freiwillig: Mit dem Wegfall der Wehrpflicht muss das Bataillon nun auf Freiwillige zurückgreifen, was die Auswahlmöglichkeiten einschränkt. Entsprechend muss die Truppe ihre Anforderungen der Marktlage anpassen.
Ganz anders übrigens als der historische Vorläufer des Wachbataillons, die „langen Kerls“ der preußischen Monarchen Friedrich Wilhelm I. (1688-1740). Der „Soldatenkönig“ rekrutierte für seine Garde Männer mit zwei Metern Körpermaß. Doch oft mit Nachdruck. pln