Der „Sturm der Entrüstung“ braust vom Internet bis in den Duden

Von heute an liegt das Standardwerk in der 26. Auflage vor — auch der „Shitstorm“ gehört nun offiziell zum Sprachschatz.

Düsseldorf. Damit hatte der Versandhändler Otto nicht gerechnet. Der lockere Spruch „In Mathe bin ich Deko“ auf einem T-Shirt für Mädchen sorgte auf der Facebook-Seite des Unternehmens für Empörung:

„Diskriminierend!“ „Geschmacklos!“ „Herabwürdigend!“ Kunden schimpften — mit Erfolg: Das Kleidungsstück verschwand aus dem Sortiment.

Diese Form der Aufregung hat in der digitalen Gemeinde längst einen Namen: Shitstorm. Und inzwischen eine solche Relevanz im (Sprach-)Alltag, dass das Wort Einzug in die 26. Auflage des Rechtschreibdudens hält, der von heute an im Handel zu haben ist:

„Substantiv, maskulin — Sturm der Entrüstung in einem Kommunikationsmedium des Internets, der zum Teil mit beleidigenden Äußerungen einhergeht.“ Zur Herkunft ist vermerkt: englisch shitstorm, aus shit = Sch . . . und storm = Sturm.

Braucht es diesen Eintrag — ebenso wie Arabellion, Finanztransaktionssteuer, Flashmob, hartzen, Inklusion, Kaltreserve, Vorständin oder Vollpfosten, um nur einige der 5000 neuen Wörter zu nennen? Ja.

Denn Sprache ist nicht statisch. Unser Wortschatz entwickelt und verändert sich. Wer verstanden werden will, muss in der Gegenwart reden und schreiben.

Sooft ein neuer Duden auf den Markt kommt, verschwinden übrigens auch Wörter. 2013 sind es zum Beispiel der Stickhusten (veraltet für Keuchhusten) und der Buschklepper — der nicht etwa ein altersschwaches Pferd ist, sondern ein sich in einem Gebüsch versteckt haltender Dieb. Wer hätte das noch gewusst?

Der gedruckte Duden zählt 140 000 Einträge. Der Anteil der Fremdwörter aus dem Englischen liegt seit einem Jahrzehnt stabil bei 3,7 Prozent. Nach wie vor sind die wichtigsten „Gebersprachen“ Latein (5,6 Prozent) und Griechisch (4,2 Prozent).