2015 Deutlich mehr Straftaten im vergangenen Jahr

Kriminalstatistik belegt alarmierende Trends. Innenminister de Maiziere sieht "viel Schatten".

(v.l.) Der saarländischen Innenminister, Klaus Bouillon (CDU), und Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) stellten am Montag die Kriminalitätsstatistik 2015 vor.

Foto: Kay Nietfeld

Berlin. Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland ist so hoch wie seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr. 2015 wurden 167.136 Fälle registriert, fast zehn Prozent mehr als im Jahr zuvor. Damit bestätigt sich eine beunruhigender Trend, die bereits vor der am Montag offiziell veröffentlichten Kriminalstatistik bekannt geworden war. Der Report enthält aber auch noch andere alarmierende Entwicklungen. So schnellte zum Beispiel auch die Zahl der politisch motivierten Straftaten um fast 20 Prozent nach oben.

Es gebe "Licht, aber auch viel Schatten", meinte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) am Montag bei der Vorstellung der Erhebung in Berlin. Gerade bei Wohnungseinbrüchen zeige sich eine "überproportionale Zunahme organisierter, reisender Tätergruppen aus Südost- und Osteuropa". Insgesamt hat die Polizei 2015 rund 6,3 Millionen Straftaten registriert, gut 200.000 mehr als im Jahr zuvor. Wegen der Flüchtlingskrise gab es allerdings überdurchschnittlich viele Verstöße gegen das Ausländerrecht.

Dazu zählen illegale Grenzübertritte sowie Verletzungen der Meldepflichten. Rechnet man diese, nur durch Ausländer möglichen Delikte heraus, lag die Zahl der Straftaten bei rund 5,9 Millionen und damit fast exakt auf Vorjahresniveau. Das gilt auch für die allgemeine Aufklärungsquote von 53,4 Prozent. Allerdings schwanken hier die Zahlen je nach Kriminalitätsbereich erheblich. So haben zum Beispiel Mörder kaum eine Chance, ihrer Strafe zu entgehen. Bei Diebstählen auch in Verbindung mit Wohnungseinbrüchen wird die Polizei dagegen nur in etwa jedem siebten Fall fündig.

LICHTBLICKE: Die Zahl der Sachbeschädigungen ist um vier Prozent gesunken. Ebenso die Zahl der Fahrraddiebstähle (minus 1,3 Prozent). Fälle von Betrug an Tankstellen gingen gar um fast acht Prozent zurück. Auch der Anteil von Kindern und Jugendlichen bis 18 Jahre unter den Tatverdächtigen sind entgegen landläufigen Vorurteilen rückläufig. Rund 229.000 Tatverdächtige in dieser Altersgruppe wurden zuletzt registriert. 2014 waren es noch 13.000 mehr. Die Gesamtzahl der Tatverdächtigen ist mit aktuell 2,01 Millionen ebenfalls um etwa diese Größenordnung gesunken.

SCHATTEN: Nicht nur Wohnungseinbrüche machen der Polizei zu schaffen. Auch Laden- und Taschendiebstähle waren mit jeweils plus sieben Prozent im Aufwind. Die Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung sind ebenfalls um 1,3 Prozent auf zuletzt 127.395 gestiegen.

AUSLÄNDERKRIMALITÄT: Etwa jede vierte Täter (ohne ausländerspezifische Verstöße) ist ein Ausländer. Die am stärksten verbreiteten Delikte sind Diebstahl und Betrug. Damit stehen vor allem Albaner in Verbindung, aber auch Algerier, Serben sowie Georgier und Marokkaner.

POLITISCHE STRAFTATEN: Delikte mit politisch motiviertem Hintergrund seien "geradezu explodiert", sagte de Maiziere. 2015 zählten die Sicherheitsbehörden fast 39. 000 Fälle und damit fast 20 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Den größten Sprung machten rechtsmotivierte Straftaten (plus 34,9 Prozent). In der linken Szene ging die Zahl der Delikte um 18,3 Prozent nach oben. So viele waren es seit der vor 15 Jahren eingeführten Sondererfassung politisch bedingter Kriminalität noch nie. Allein die Zahl ausländerfeindlicher Übergriffe auf Asylunterkünfte hat sich mit 1031 verfünffacht.

REAKTIONEN: Der stellvertretende FDP-Chef Wolfgang Kubicki sah in der deutlich gestiegenen Zahl der Wohnungseinbrüche den Beleg "für eine verfehlte Personalpolitik der Länderinnenministerien". Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) forderte ein bundesweites System, um Daten zu Wohnungseinbrüchen und reisenden Banden abgleichen zu können. Der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Saarlands Innenminister Klaus Bouillon (CDU), kündigte an, dass das Thema auf der nächsten Sitzung des Gremiums im Juni eine zentrale Rolle spielen werde. Auch er verwies darauf, dass die polizeilichen Computersysteme vieler Bundesländer noch immer nicht kompatibel seien.