Deutschland nach USA das zweitbeliebteste Einwanderungsland
Berlin (dpa) - Deutschland ist zu einem der weltweit beliebtesten Einwanderungsländer geworden.
Bei der Zahl der dauerhaften Zuwanderung in die wichtigsten Industriestaaten rückte die Bundesrepublik erstmals auf Platz zwei vor - gleich hinter die USA. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor.
Klassische Einwanderungsländer wie Kanada und Australien hat Deutschland damit weit hinter sich gelassen, ebenso die anderen europäischen Staaten. Grund für den Boom ist laut OECD vor allem die wachsende Zuwanderung aus Osteuropa und aus den kriselnden Staaten Südeuropas nach Deutschland.
Die OECD - der Zusammenschluss der wichtigsten Industriestaaten - untersuchte, wie sich die Zahl dauerhafter Zuwanderer in ihren Mitgliedsländern entwickelt hat. Darunter versteht die Organisation Migranten, die mindestens ein Jahr im Land bleiben - Studenten ausgenommen.
2012 zählte Deutschland demnach rund 400 000 dauerhafte Einwanderer - ein Plus von 38 Prozent gegenüber 2011. Kein anderes OECD-Land machte in diesem Zeitraum einen ähnlich großen Sprung. 2011 hatte Deutschland mit rund 290 000 dauerhaften Einwanderern noch den fünften Rang belegt, 2009 war es mit etwa 200 000 zugewanderten Menschen Platz acht gewesen.
„Man kann wirklich von einem Boom sprechen“, sagte der OECD-Migrationsexperte Thomas Liebig der Nachrichtenagentur dpa. „Es sind mehr Menschen gekommen. Und die, die gekommen sind, sind länger geblieben.“
Grund für die Entwicklung in Deutschland ist demnach vor allem die Zuwanderung aus anderen europäischen Staaten. Hier ist die Bundesrepublik laut OECD das Hauptzielland für Migranten geworden: Jeder Dritte entscheidet sich inzwischen für Deutschland - 2007 war es noch nicht einmal jeder Zehnte gewesen.
Die überwiegende Mehrheit der Neuzuwanderer aus der EU hat der Untersuchung zufolge einen Job. Im Vergleich zu den Zuwanderern, die vor 2007 nach Deutschland kamen, arbeiten die neuen Migranten häufiger - und sie sind besser ausgebildet.
Liebig sagte, der Großteil der europäischen Zuwanderer in Deutschland stamme aus östlichen Staaten wie Polen oder Rumänien. Hinzu kämen viele Einwanderer aus den wirtschaftlich angeschlagenen Ländern im Süden, wie Spanien oder Italien.
Auch für 2013 sei ein weiterer Anstieg der dauerhaften Zuwanderung nach Deutschland zu erwarten, sagte Liebig. „Wenn auch schwächer und nicht mehr ganz so spektakulär“.
Auch trotz des rasanten Sprungs liegt Deutschland noch weit hinter den USA. Die Vereinigten Staaten stehen mit rund einer Million dauerhafter Zuwanderer unangefochten an der Spitze der aktuellen Rangliste. Hinter Deutschland folgen auf den vorderen Plätzen Großbritannien, Spanien, Kanada, Italien, Australien und Frankreich.