Politik Drei Männer für ein grünes Halleluja

Auch Özdemir will Spitzenkandidat für Bundestagswahl werden / Co-Chefin Peter überlegt noch

 Die Politiker von Bündnis 90/Die Grünen haben ihr Interesse an einer Spitzenkandidatur der Grünen für die Bundestagswahl 2017 bekundet: Der Bundestagsfraktionsvorsitzende Anton Hofreiter, der Bundesvorsitzende Cem Özdemir und Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck.

Die Politiker von Bündnis 90/Die Grünen haben ihr Interesse an einer Spitzenkandidatur der Grünen für die Bundestagswahl 2017 bekundet: Der Bundestagsfraktionsvorsitzende Anton Hofreiter, der Bundesvorsitzende Cem Özdemir und Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck.

Foto: Michael Kappeler

Berlin. Das Rennen bei den Grünen um die männliche Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl 2017 wird spannend. Nach Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Robert Habeck und Bundestagsfraktionschef Toni Hofreiter hat jetzt auch der Parteivorsitzende Cem Özdemir seinen Hut in den Ring geworfen. Der Ausgang gilt als völlig offen.

"Ich habe mich entschieden", erklärte Özdemir im Wochenende in einem ARD-Interview. Er wolle Spitzenkandidat seiner Partei werden. "Die Umstände müssen passen. Die Themen müssen passen. In der Familie muss es passen. Das tut es jetzt", begründete Özdemir seinen Entschluss. Parteiintern hatte man schon länger damit gerechnet. "Die Themen laufen auf ihn zu und auch das politische Setting", heißt es in der Bundestagsfraktion. Als "anatolischer Schwabe" ist Özdemir tatsächlich ein Musterbeispiel für gelungene Integration. Und die dürfte angesichts der vielen Flüchtlinge ein politischer Dauerbrenner bleiben. Hinzu kommt der große Triumph von Özdemirs baden-württembergischem Grünen-Verband bei den Landtagswahlen am 13. März. In Stuttgart stehen die Zeichen bekanntlich auf Schwarz-Grün, und Özdemir hat nie einen Hehl aus seiner Sympathie für eine politische Versuchsanordnung mit der Union gemacht.

Ob das genug Argumente sind, um in einer zum Jahreswechsel anberaumten Urwahl der Parteibasis zu bestehen, ist allerdings offen. Schon vor rund einem Jahr hatte der grüne Landwirtschaftsminister aus Schleswig-Holstein, Robert Habeck, überraschend seine Kandidatur erklärt. Habeck ist kein ausgemachter Realo-Mann wie Özdemir. Eher so etwas wie ein Realo im linken Parteiflügel, der einen unkonventionellen Stil pflegt. Das könnte ihn für die Anhänger aller Parteiströmungen wählbar machen. Also auch jene, die den rot-grünen Regierungstraum noch nicht vollends begraben haben. Fraktionschef Hofreiter wiederum ist klar ein Vertreter der Partei-Linken. Ginge es streng nach klassischem Proporz, müsste ihm der Vortritt gebühren. Denn für das Frauen-Ticket bewirbt sich bereits Co-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt. Sie zählt zum Realo-Lager der Partei. Özdemir geht also ein hohes Risiko ein, denn wenn er unterliegt, wäre er nicht nur als Parteichef angeschlagen. Auch um seine Aussichten auf einen lukrativen Posten in einer Bundesregierung mit grüner Beteiligung wäre es wenig rosig bestellt.

Die Unberechenbarkeit der grünen Basis hatte sich schon bei der Urwahl für die beiden Spitzenkandidaturen zur Bundestagswahl 2013 gezeigt. Damals war das Projekt eher aus Verlegenheit gestartet worden, weil sich die grüne Führung nicht auf einen gemeinsamen Personalvorschlag einigen konnte. Am Ende setzte sich Jürgen Trittin vom linken Flügel durch. Er hatte keinen Gegenkandidaten. Auch Özdemir verzichtete, was manche für einen Fehler hielten. Bei den Frauen machte zur allgemeinen Überraschung Katrin Göring-Eckardt das Rennen. Sie setzte sich damals gegen Renate Künast und die seinerzeit amtierende Parteichefin Claudia Roth durch. Nach aktuellem Stand ist es genau anders herum: Nun kommen drei Bewerber auf den Männer-Posten, aber nur eine Bewerberin auf den Frauen-Platz.

Die Anmeldefrist für weitere Kandidaturen läuft allerdings erst Mitte Oktober ab. Bis dahin will sich zumindest auch noch Co-Parteichefin Simone Peter erklären. "Ich entscheide mich zu gegebener Zeit und werde das so wie Cem Özdemir von familiären Überlegungen abhängig machen und mich mit Parteifreunden beraten", sagte sie am Sonntag unserer Zeitung. Zweifellos ist der Druck auf Peter gewachsen, nachdem sich Özdemir entschieden hat. Wegen ihrer eher blassen Ausstrahlung werden der Parteilinken intern allerdings kaum Erfolgschancen eingeräumt.