Drogenbeauftragte: Rauschtrinken weiter besorgniserregend
Berlin (dpa) - Jugendliche greifen weniger zur Zigarette sowie zu Schnaps, Bier oder Wein als noch vor einigen Jahren. Zu diesem grundsätzlich positiven Fazit kommt eine Drogen-Affinitätsstudie von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter von 12 bis 25 Jahren.
Sorge bereite allerdings weiterhin das Komasaufen Jugendlicher, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU). Bei den illegalen Drogen ist Cannabis nach wie vor die mit Abstand am meisten konsumierte Substanz.
2015 rauchten demnach knapp 8 Prozent der Jugendlichen von 12 bis 17 Jahren - der niedrigste Stand in dieser Altersgruppe seit Beginn dieser Affinitätsstudien in den 70er Jahren. 2010 waren es noch 11,7 Prozent und 2001 sogar 27,5 Prozent. Auch unter den 18- bis 25-Jährigen sei die Raucherquote mit derzeit 26,2 Prozent weiter rückläufig. Mortler verlangte ein baldiges Verbot der Tabakaußenwerbung.
Nach Angaben der Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Heidrun Thaiss, nimmt der regelmäßige Alkoholkonsum (mindestens einmal pro Woche) unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen weiter ab. Von den 12- bis 17-Jährigen geben demnach aktuell 10,0 Prozent und von den 18- bis 25-Jährigen 33,6 Prozent an, regelmäßig Alkohol zu trinken. 2005 waren dies noch 18,6 Prozent beziehungsweise 40,5 Prozent.
Obwohl auch das Rauschtrinken teilweise zurückgehe, sei es immer noch zu hoch, erläuterte Thaiss, deren Institut die Studie erstellt hatte. 15,9 Prozent der männlichen und 12,5 Prozent der weiblichen Jugendlichen geben demnach an, sich mindestens einmal im Monat in einen Rausch zu trinken, bei den 18- bis 25-Jährigen seien es bei Männern 44,6 Prozent und bei Frauen 32,9 Prozent.
Fast zehn Prozent der jungen Menschen zwischen 12 und 17 Jahren haben den Angaben zufolge schon Cannabis probiert. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind es 34,5 Prozent. Wesentlich niedriger ist die Zahl derer, die schon einmal andere illegale Drogen genommen haben. Sie liegt unter jungen Erwachsenen für Ecstasy und Amphetamin bei 4,0 Prozent. Bei den neuen psychoaktiven Substanzen, den sogenannte „Legal Highs“, liegt die Quote bei 2,2 Prozent. 0,6 Prozent geben an, schon einmal Crystal Meth konsumiert zu haben.
Die Opposition bekräftigte ihre Forderung nach einer Abkehr vom Cannabisverbot. „Jugendschutz kann nicht durch das Strafrecht erreicht werden“, sagte der Linken-Drogenexperte Frank Tempel der dpa. „Die Bundesregierung überlässt den Cannabismarkt der organisierten Kriminalität und hält an der gescheiterten Verbotspolitik fest“, kritisierte der Grünen-Politiker Harald Terpe. Mortler sagte: „Cannabis als Medizin ja, Cannabis zum Spaß nein.“