Bayern Gerda Hasselfeldt: Florett statt Säbel

CSU-Landesgruppenchefin hört nächstes Jahr auf - wer könnte ihr folgen?

CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt hört nächstes Jahr auf - wer könnte ihr folgen? (Archivfoto)

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Berlin. Als Gerda Hasselfeldt 2011 in ihr neues Amt kam, mussten sich viele Journalisten erst an sie gewöhnen. Ihre Vorgänger im Vorsitz der CSU-Landesgruppe, Michael Glos, Peter Ramsauer und Hans-Peter Friedrich, nutzten die regelmäßigen Begegnungen gerne zum Poltern.

Wie es sich für kernige CSU-Burschen gehört. Hasselfeldt hingegen griff zum Florett statt zum Säbel. Das war ungewohnt, aber inhaltlich ergiebiger. Jetzt hat die "Grande Dame" der Christsozialen in Berlin für 2017 ihren Rückzug aus der Politik angekündigt. Nach 30 Jahren. Wer könnte ihr nach der Bundestagswahl an der Spitze der bayerischen Abgeordneten folgen?

Man sollte es nicht meinen, aber das Amt des CSU-Landesgruppenchefs ist eines der Wichtigsten, die der Berliner Politbetrieb für einen Bajuwaren zu bieten hat. In keinem Job sonst hat man mehr Einfluss auf die Koalitionspolitik. Bei jedem Thema kann man ein Wörtchen mitreden. Fernab von München. Und stellt man sich geschickt an, bewahrt man sich eine gewisse Unabhängigkeit vom Parteichef. In Hasselfeldts Fall also von Horst Seehofer.

Oft genug hat sie den Kopf über ihren Vorsitzenden und dessen Attacken gegen Berlin geschüttelt. In einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte sie sogar einmal über den CSU-Chef: "Manchmal ist vielleicht zu viel Testosteron im Spiel (...)". Aber: Über feine Spitzen hinaus ist Hasselfeldt nie gegangen. Sich zu distanzieren, ohne illoyal zu wirken, ist eine ihrer Stärken.

Hinzu kommt ihre ausgleichende und sympathische Art, weshalb Angela Merkel sie dem Vernehmen nach sehr schätzt. Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass die 65-Jährige manchem (Mann) zu wenig aufmüpfig ist. Der Vorwurf lautet, unter ihr habe die Landesgruppe an Stärke und Gehör kräftig eingebüßt - was Seehofer versuche, wettzumachen.

Wie dem auch sei, politisch erfahren ist die studierte Volkswirtin allemal. Anfang der 90er Jahre war sie unter Helmut Kohl kurzzeitig Bauministerin, später dann Gesundheitsministerin. 2005 war sie im Kompetenzteam von Angela Merkel zur Bundestagswahl, dann wurde sie Vizepräsidentin des Bundestages. Den Posten der Landesgruppenchefin bekam sie sozusagen als Seehofers Kompromisskandidatin, weil zu viele männliche Bewerber hinter den Kulissen um das Amt stritten.

Seehofer konnte so einen Machtkampf auf offener Bühne verhindert. Womit die Frage aufgeworfen ist, wer sich nach der Bundestagswahl 2017 eventuell Hoffnung machen kann, den wichtigen Posten zu bekommen. Alexander Dobrindt, der jetzige Verkehrsminister, frustriert von der Maut, ist immer auf der Suche nach mehr Macht und Einfluss. Von ihm heißt es schon lange, er sei interessiert. Auch der Name Stephan Mayer ist in Berlin mittlerweile zu hören, denn als Innenexperte hat er sich einen guten Ruf erarbeitet.

Hoffnung soll sich zudem der jetzige CSU-Generalsekretär und Seehofer-Vertraute Andreas Scheuer machen. Aber zunächst einmal muss im kommenden Jahr gewählt werden. Danach setzt sich dann das Personalkarussell in der CSU-Landesgruppe tatsächlich in Gang.