Drohanruf bringt Wulff in Bedrängnis

Der Bundespräsident wollte die Berichterstattung der „Bild“ über seinen Hauskredit verhindern.

Berlin. Bundespräsident Christian Wulff gerät in der Kreditaffäre zusätzlich unter Druck. Wie die „Bild“ gestern bestätigte, versuchte Wulff persönlich, die erste Veröffentlichung von Recherchen zur Finanzierung seines Privathauses zu verhindern. Bei Chefredakteur Kai Diekmann habe er mit strafrechtlichen Konsequenzen für den zuständigen Redakteur gedroht. Auch bei Springer-Chef Mathias Döpfner intervenierte Wulff erfolglos. Das bestätigte der Verlag.

Danach drohte Wulff am 12. Dezember Diekmann den „endgültigen Bruch“ mit dem Springer-Verlag an — für den Fall, dass diese „unglaubliche“ Geschichte erscheine. Damit werde „der Rubikon überschritten“. Auch die Formulierung „Krieg führen“ sei gefallen. Der Anruf erfolgte einen Tag bevor „Bild“ den ersten Bericht zum 500 000-Euro-Kredit von der Unternehmergattin Edith Geerkens veröffentlichte.

Laut „Bild“ versuchte Wulff, Diekmann direkt zu erreichen. „Als das nicht gelang, hinterließ der Bundespräsident eine längere Nachricht auf der Handy-Mailbox des Chefredakteurs.“ Wulff habe sich „empört über die Recherchen zu dem Hauskredit“ gezeigt. Zwei Tage nach der ersten Veröffentlichung habe er Diekmann telefonisch um Entschuldigung für Ton und Inhalt seiner Äußerungen auf der Mailbox gebeten.

Das Bundespräsidialamt bezog dazu gestern nicht direkt Stellung. „Die Presse- und Rundfunkfreiheit ist für den Bundespräsidenten ein hohes Gut“, hieß es nur.

Der Deutsche Journalisten-Verband DJV und die Deutsche Journalisten-Union dju kritisierten das Verhalten Wulffs. „Prominente müssen sich kritische Berichterstattung als Teil der Meinungsfreiheit gefallen lassen“, sagte DJV-Chef Michael Konken. „Das müsste niemand besser wissen als der erste Mann im Staat.“ Red