Eltern von Ganztagsschülern sind zufriedener
Studie belegt: Anteil der Ganztagsschulen in NRW steigt weiter.
Gütersloh (dpa). In Nordrhein-Westfalen gibt es immer mehr Schulen mit Ganztagsangeboten. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung, die am Montag in Gütersloh vorgestellt wurde. Demnach stieg der Ganztags-Anteil im Schuljahr 2014/2015 auf 73 Prozent nach 71,7 im Vorjahr an. Im Ländervergleich liegt NRW damit über dem Bundesschnitt von 59,5 Prozent. Je nach Bundesland weichen die Zahlen allerdings weit von einander ab. So sind in Sachsen fast 100 Prozent aller Schulen Ganztagsangebote, während es in Baden-Württemberg nur 35,8 Prozent sind.
Dabei fließen sowohl die offenen Ganztagsangebote als auch die gebundene Form in die Statistik ein. Beim gebundenen Ganztag lernen Klassenverbände gemeinsam auch am Nachmittag.
In Nordrhein-Westfalen nahmen im Schuljahr 2014/2015 44 Prozent der Schüler ein Ganztagsangebot war. Davon entfallen 28,5 Prozent auf die gebundene Form und 15,6 Prozent auf den offenen Ganztag. Ein Schuljahr zuvor waren insgesamt 41 Prozent aller NRW-Schüler an einer Ganztagsschule. Davon 26,4 Prozent in der gebundenen Form und 14,6 Prozent in der offenen Variante.
Eltern von Ganztagsschülern sind deutlich zufriedener mit dem schulischen Angebot als solche von Kindern mit Halbtagsbetreuung. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann-Stiftung.
Im bundesdeutschen Vergleich bewerten 66 Prozent der Eltern an Ganztagsschulen die individuelle Förderung ihrer Kinder als positiv, bei Halbtagsschülern sind es nur 54 Prozent.
Der größte Unterschied zeigt sich bei der Frage, ob Lehrer mit unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen der Schüler umgehen können. An den Ganztagsschulen bejahten dies 63 Prozent, bei den anderen nur 49 Prozent. Die fachliche Kompetenz der Lehrer loben 84 Prozent der Eltern - unabhängig von der Schulform.
Der Befragung zufolge würden 30 Prozent der Eltern von Halbtagsschülern ihr Kind auf eine Ganztagsschule schicken, wenn sie nochmals entscheiden könnten. „Ganztagsschulen sind der beste Rahmen für die individuelle Förderung der Schüler. Vorausgesetzt, die Qualität stimmt“, sagt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann-Stiftung.
In Deutschland wird seit Jahren das Angebot an offenen und gebundenen Ganztagsschulen ausgebaut. Bei der offenen Variante besuchen einzelne Kinder Angebote am Nachmittag, bei der gebundenen Form lernen alle Kinder im Klassenverband den ganzen Tag über.
Im Schuljahr 2014/2015 waren bundesweit 59,5 Prozent der Schulen den ganzen Tag geöffnet. Ein Jahr zuvor waren es noch 57,9 Prozent. Allerdings sind die Ausbauzahlen je nach Bundesland höchst unterschiedlich, sie reichen von 35,8 Prozent in Baden-Württemberg bis 97,4 Prozent in Sachsen. Bundesweit hatten 2013/2014 35,8 Prozent der Schüler einen Ganztagsplatz, ein Jahr später waren es 37,7 Prozent.
Nach Auswertung der Wissenschaftler in Gütersloh reicht das Angebot aber nicht aus. 32 Prozent der Eltern von Kindern an Halbtagsschulen sagen, dass es in ihrer Nähe keinen Ganztagesangebot gibt. Dräger fordert deshalb einen Rechtsanspruch auf einen Platz an einer Ganztagsschule, um den Ausbau voranzutreiben.
Auch wenn die Eltern an Ganztagsschulen generell zufriedener sind, nicht alles läuft hier rund. Die Top 3 der Elternwünsche lauten: mehr Angebote für die individuelle Förderung (49 Prozent), bessere Personalausstattung (47) und einen besseren Informationsfluss zwischen Schule und Eltern (46).