Eon-Chef fordert Stromzuschüsse für Geringverdiener
Berlin (dpa) - Eon-Chef Johannes Teyssen hat wegen der hohen Strompreise staatliche Zuschüsse für Familien mit niedrigem Einkommen vorgeschlagen: „Wird der Energieumbau zu teuer, dann muss das Sozialsystem einspringen und die Mehrbelastung für einkommensschwache Haushalte abfedern.“
Die Energiewende dürfe Strom nicht „zum Luxusgut, zum Spaltgraben der Gesellschaft“ machen, sagte der Vorstandsvorsitzende des größten deutschen Energiekonzerns der „Bild“-Zeitung. Die Strompreise seien in den vergangenen Jahren „nicht übermäßig stark gestiegen“. An den Erhöhungen trage auch der Staat seinen Anteil. Das habe auch mit der Tatsache zu tun, dass vieles über den Strompreis geregelt werde. Der Staatsanteil liege inzwischen bei 45 Prozent.
Grünen-Chef Cem Özdemir warf Teyssen Doppelmoral vor. „Dass Herr Teyssen jetzt plötzlich Krokodilstränen vergießt und sein Herz für jene Geringverdiener entdeckt haben will, die schon lange unter den steigenden Strompreisen leiden, ist nun wirklich ein verfrühter und schlechter Aprilscherz“, sagte Özdemir. Wenn Teyssen etwas für die Strompreise tun wolle, dann sollte er sich für eine erfolgreiche Energiewende einsetzen, „statt sie immer wieder zu torpedieren“.
Anders als von vielen Energieversorgern oft behauptet lässt sich die Energiewende und die Förderung erneuerbarer Energien nur bedingt als Sündenbock für die zum 1. April bei vielen Versorgern erneut steigenden Preise heranziehen. Denn die Beschaffungskosten für Strom sind trotz der Stilllegung von acht Atommeilern seit vergangenem Jahr teils deutlich gesunken. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) liegt derzeit mit seinem bisherigen Versorger Rheinenergie im Clinch, weil dieser eine Erhöhung um mehr als zwei Cent je Kilowattstunde ausdrücklich mit der Energiewende begründet habe.
In diesem Jahr treiben aber besonders erhöhte Netznutzungskosten und von den übrigen Verbrauchern zu tragende Ausnahmeregelungen für Unternehmen mit einem sehr hohen Stromverbrauch die Kosten. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden muss inzwischen rund 1000 Euro pro Jahr für seinen Strom bezahlen.
Für April und Mai haben dem Vergleichsportals Verivox zufolge bereits mehr als 120 Versorger Preissteigerungen von durchschnittlich vier Prozent angekündigt. Laut Verivox betrugen die durchschnittlichen Netzgebühren 2011 bei einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden pro Haushalt rund 225 Euro. Nun sei dieser Wert um fünf Prozent auf 236 Euro angestiegen. Hinzu kommen Ausnahmen für stromintensive Betriebe bei den Netzkosten, die die Kosten für die anderen Verbraucher erhöhen. Verbraucherschützer kritisieren, dass die Versorger die erhöhten Kosten oft nicht eins zu eins an die Bürger weiterreichen, sondern für deutlich höhere Aufschläge nutzen. Daher ist es sinnvoll, genau zu vergleichen und notfalls den Anbieter zu wechseln.