Schläge nicht Todesursache Ermittler bekräftigen: Köthener starb an Herzinfarkt
Halle (dpa) - Nach Spekulationen zum Tod eines 22-Jährigen nach einem nächtlichen Streit in Köthen haben die Ermittler die Ursache Herzinfarkt bekräftigt. Dieses Ergebnis werde auch durch die inzwischen erfolgte feingewebliche Untersuchung gestützt.
Das sagte der Chef der Rechtsmedizin der Uni Halle, Professor Rüdiger Lessig. Der 22 Jahre alte Köthener habe seit seiner Geburt an Fehlbildungen des Herzens gelitten und sei deswegen mehrfach operiert worden. „Es hätte bei ihm jederzeit zu einem Herzinfarkt kommen können“, sagte Lessig. Anhaltspunkte dafür, dass der Mann zu Tode geschlagen oder getreten worden sein könnte, gibt es den Ermittlern zufolge hingegen nicht.
Der 22 Jahre alte Deutsche war in der Nacht zu Sonntag nach einem Streit zwischen ihm und einem Begleiter mit zwei Afghanen gestorben. Nach bisherigen Erkenntnissen habe das spätere Opfer wohl bei einer Auseinandersetzung schlichtend eingreifen wollen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt, Horst Nopens. Dem 22-Jährigen sei dann ins Gesicht geschlagen worden, daraufhin sei er zu Boden gestürzt.
Die 18 und 20 Jahre alte Verdächtigen sitzen wegen Körperverletzung mit Todesfolge in Untersuchungshaft. Der Fall sorgte in Köthen für Trauer, aber auch dafür, dass rechte Gruppen mehrere sogenannte Trauermärsche durch die Stadt organisierten. Mehrere Hundert Rechtsextreme waren in Köthen auf die Straßen gegangen, die Polizei ermittelt unter anderem wegen mehrerer Fälle von Volksverhetzung.
Zuletzt zweifelte der AfD-Abgeordnete Hannes Loth die offiziellen Angaben zur Todesursache an und warf der Landesregierung Vertuschung vor. Grund dafür ist eine im Netz kursierende Audiodatei, in der eine mutmaßliche Augenzeugin ihre Beobachtungen schildert. Darin erzählt sie, dass drei Männer den 22-Jährigen festgehalten und geschlagen haben sollen. Als er umgefallen sei, „haben sie ausgeholt wie so beim Fußballspielen, (..) haben ihn dann halt alle an den Kopf getreten und im Bauch noch mal rein“. Die Sprecherin aus der Aufnahme sei inzwischen ermittelt und befragt worden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt aus Dessau-Roßlau, Horst Nopens.
„In ihrer Aussage bei den Ermittlern hat sie ihre Aussage massiv relativiert.“ In welchen Punkten sich die Frau korrigierte, ließ Nopens aus ermittlungstaktischen Gründen offen und sagte lediglich, dass die jetzigen Schilderungen besser mit anderen Erkenntnissen in Einklang zu bringen seien. Auch weitere Details zu den Verletzungen des Mannes und möglichen Aussagen der beiden Verdächtigen ließ er offen.
Nopens sagte lediglich, dass die Beschuldigten die Möglichkeit bekommen hätten, sich zu dem Geschehen zu äußern. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren, sagte er und bat eindringlich um Verständnis. „Ich bin der Aufklärung der Straftat verpflichtet“, sagte er. Es müsse im Interesse aller sein, herauszufinden, was in Köthen passiert sei.