„Fall Tebartz“: Bischof soll sich bei einer Stiftung bedient haben
München/Limburg (dpa) - Der „Fall Tebartz“ und kein Ende: Limburgs Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst soll einem Medienbericht zufolge Stiftungsgelder in Millionenhöhe für den Bau seines teuren Bischofssitzes zweckentfremdet haben.
Das geht nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ aus dem mit Spannung erwarteten Abschlussbericht einer kirchlichen Untersuchungskommission zur Kostenexplosion an der Residenz hervor, der offiziell noch nicht vorgelegt wurde.
Demnach sollen Tebartz-van Elst und sein früherer Generalvikar Franz Kaspar Rechnungen für den Bau mit Stiftungsgeld des St. Georgswerkes bezahlt haben. Hintergrund sei gewesen, dass außerhalb eines Kreises von Eingeweihten niemand habe erfahren sollen, dass das Vorhaben viel teurer wurde als geplant.
Ein Sprecher des Bistums Limburg erklärte, man sei dabei, „den aktuellen Sachverhalt aufzuklären“. Wegen des laufenden Verfahrens könne man derzeit keine Angaben zu den Vorwürfen machen. Die Stiftung gehörte dem Sprecher zufolge zum Bischöflichen Stuhl und wurde 2011 aufgelöst. Sie habe die Aufgabe gehabt, „den Wiederaufbau kirchlicher Gebäude sowie den Bau von Wohnraum zu unterstützen“.
Seit Oktober untersucht eine von der Bischofskonferenz eingesetzte Prüfkommission die auf mehr als 30 Millionen Euro explodierten Kosten am neuen Bischofssitz in Limburg. Sie besteht aus zwei Geistlichen und drei Wirtschaftsprüfern. Auch eine Entscheidung über die Zukunft des umstrittenen Bischofs wird in der Folge erwartet. Papst Franziskus hatte Tebartz-van Elst Ende Oktober eine Auszeit verordnet, bis der Untersuchungsbericht vorliegt.
Die Staatsanwaltschaft Limburg äußerte sich ebenfalls nicht zu dem Medienbericht. Sie prüft seit Monaten, ob sie gegen den Bischof und weitere Bistumsmitglieder Ermittlungen wegen Untreue einleitet. Die „Süddeutsche“ schrieb, der Abschlussbericht werde aller Voraussicht nach keine Hinweise auf strafrechtlich relevantes Vergehen des Bischofs enthalten.
Die Erträge des 1948 gegründeten Georgswerkes sollen dem „SZ“-Bericht zufolge eigentlich für bedürftige Familien mit vielen Kindern verwendet werden. Jeder katholische Arbeitnehmer des Bistums sei damals aufgerufen gewesen, den Lohn einer Arbeitsstunde für das Georgswerk zu spenden.
„Bei der Bewertung und Einordnung im Fall Limburg muss man prüfen, welchen exakten Zweck die Stiftung hatte“, sagte der Freiburger Kirchenrechtler Georg Bier der Nachrichtenagentur dpa. „Da muss man genau hinschauen.“ Der Umgang mit Stiftungen ist nach seinen Worten im kirchlichen Vermögensrecht geregelt. „Auch, dass deren Gelder gemäß dem Stifterwillen eingesetzt werden müssen.“
Vor einer Woche hatte bereits das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtet, dass Geld aus mindestens einer Stiftung geflossen sei. Auch von einer Art Geheimwohnung war die Rede. Wiesbadener Medien nannten bereits die Stiftung Georgswerk.
Die „Süddeutsche“ schreibt weiter, insgesamt offenbare der Bericht, dass die Führungsriege im Bistum Limburg ein System der Vertuschung und Verschleierung aufgebaut habe, um möglichst ungestört von Kontrolle und Kritik aufwendig auf dem Domberg bauen zu können. Die Unterlagen über die Finanzierung seien in eine Geheimregistratur ausgelagert worden; immer wieder habe Geld zur Zwischenfinanzierung beschafft werden müssen.
Treibende Kraft sei in der Regel Generalvikar Kaspar gewesen, alle entscheidenden Dokumente trügen aber auch die Unterschrift des Bischofs. Zu Beginn der Arbeiten 2010 sollte der neue Bischofssitz 5,5 Millionen Euro kosten. Inzwischen wird von mindestens 31 Millionen Euro ausgegangen, zuletzt war in Medienberichten sogar von bis zu 40 Millionen Euro die Rede.
Ein Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz wies Angaben des Magazins „Spiegel“ zurück, wonach der Bericht der Kommission voraussichtlich an diesem Mittwoch an Papst Franziskus und den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, gehen soll. Er werde Zollitsch „bis Ende der nächsten Woche“ vorliegen, sagte der Sprecher.