FDP-Politiker Chatzimarkakis verliert Doktortitel
Bonn (dpa) - Der FDP-Europapolitiker Jorgo Chatzimarkakis verliert seinen Doktortitel. Der Fakultätsrat habe einstimmig beschlossen, ihm die Doktorwürde abzuerkennen, sagte der Dekan der philosophischen Fakultät der Universität Bonn, Prof. Dr. Günther Schulz, am Mittwoch.
In der Dissertation habe es zahlreiche Fälle gegeben, in denen sich aus anderen wissenschaftlichen Arbeiten entlehnte Passagen gefunden hätten, die nicht als wörtliche Übernahme gekennzeichnet gewesen seien.
Chatzimarkakis habe Texte anderer Autoren eingefügt, deren Anfang und Ende jedoch nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet. Lediglich am Ende der Passagen habe er in einer Fußnote die Belegstelle genannt. Das sei unzureichend und verletze die Regeln wissenschaftlichen Arbeitens. „Eine solche Praxis vermittelt den Eindruck, dass hier Herr Chatzimarkakis spricht, während in Wirklichkeit Texte anderer Autoren reproduziert werden“, sagte Schulz.
Die Promotionskommission habe festgestellt, dass mehr als die Hälfte des Textes aus fremden Federn stammt. Das genüge nicht den Anforderungen an eine Doktorarbeit, sagte Schulz. Er bedauerte den Plagiatsfall. „Wir werden verstärkte Anstrengungen unternehmen, um solche Machenschaften künftig zu verhindern.“
In einer ersten Erklärung von Chatzimarkakis hieß es, die Entscheidung sei sehr bitter für ihn. Mit Erleichterung nehme er zur Kenntnis, dass die Universität Bonn keine Täuschungsabsicht sehe. Er habe die Arbeit im Jahr 2000 online veröffentlicht, weil er überzeugt gewesen sei, dass sie gemäß der Promotionsordnung gewesen sei. Mit der Arbeit habe er sein Universitätsstudium krönen wollen. An dem Wunsch habe sich nichts geändert. „Ich bin bereit, eine erneute Doktorarbeit in Angriff zu nehmen.“
Chatzimarkakis hatte den Dekan Mitte Mai um Überprüfung seiner Arbeit gebeten, als erste Berichte bekannt wurden, er habe Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben.
Bereits vor Wochen hatte die Universität Heidelberg der FDP-Europaabgeordneten Silvana Koch-Mehrin wegen Plagiats den Doktortitel abgesprochen. Im Februar waren in der Doktorarbeit des später zurückgetretenen Bundesverteidigungsministers Karl Theodor zu Guttenberg (CSU) Plagiate entdeckt worden. Wenig später erkannte ihm die Uni Bayreuth den Doktortitel ab. Die Uni erklärte in ihrem Abschlussbericht, dass der CSU-Politiker vorsätzlich getäuscht habe. Zuletzt geriet auch Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) wegen Plagiatsvorwürfen unter Druck. Zur Zeit untersucht die philosophische Fakultät Bonn nach erneuten Plagiatsvorwürfen auch die Doktorarbeit von FDP-Mitglied Margarita Mathiopoulos.