Tag des Ehrenamts Flüchtlingshilfe: Die Menschen willkommen heißen

Während die Politiker um Kontingente streiten, kümmern sich engagierte Bürger ehrenamtlich um Flüchtlinge. So wie Monika Kißling.

Foto: Simone Bahrmann

Mettmann. Heute hat Monika Kißling einen Adventskranz mitgebracht. Obeida greift das Angebot erfreut auf und zündet im Nu alle vier Kerzen an. Nun muss die pensionierte Lehrerin für Deutsch und Kunst dem syrischen Flüchtling erklären, dass erstmal nur eine Kerze brennen darf. Die Mettmannerin unterrichtet Flüchtlinge — ehrenamtlich wie viele andere. Gelebte Willkommenskultur in Deutschland.

Die Sporthalle an der Flurstraße in Mettmann dient derzeit notgedrungen als Erstaufnahmelager. Wer die Wartezeit sinnvoll überbrücken und — zumindest vorübergehend — Unruhe und Enge entrinnen will, kann in das Eckhaus an der Bahnstraße gehen, wo im Haus der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Kurse für Flüchtlinge angeboten werden. „Ohne Sprachkenntnisse kann man bei der Integration nichts erreichen“, erklärt Monika Kißling, die hier zweimal in der Woche anderthalb Stunden zirka fünf Syrer unterrichtet. Nur zu gerne würde sie zu ihren Schülern eine engere Beziehung aufbauen und ihnen wirklich Deutsch beibringen. Da die Flüchtlinge aber nur kurz bleiben, weil sie weiter verteilt werden, geht das leider nicht.

So beschränkt sie sich aufs Nötigste. Letzte Stunde waren Zahlen dran, heute werden diese mit Zeitbegriffen wie gestern und heute verknüpft. Das Weihnachtsfest mit seinen Bräuchen eignet sich dafür hervorragend, zum Beispiel, wenn erklärt werden muss, dass pro Woche (nur) eine weitere Kerze am Kranz angezündet wird.

Unterstützt wird die pensionierte Lehrerin durch Helma Jung, so dass auch Einzelbetreuung möglich ist. Die Schüler können Englisch, was die Kommunikation sehr erleichtert. Ansonsten müssen schon mal eine Übersetzungsapp auf dem Smartphone, Bilderwörterbücher, anderes Lehrmaterial, Gestik, Mimik oder eben Gegenstände wie der Adventskranz helfen.

Vor etwa drei Jahren hat die Lehrerin für Deutsch und Kunst damit begonnen, sich um Asylbewerber zu kümmern. Damals folgte sie einem Zeitungsartikel in Düsseldorf und wirkte in einer Spielegruppe für Kinder mit. Auch damals ging es ihr vor allem darum, die Menschen „freundlich aufzunehmen und ihnen praktisch zu helfen“. Als sie dann mit ihrem Mann nach Mettmann umgezogen war, wollte sie weitermachen und hörte sich bei Wohlfahrtsverbänden um. „Bei dieser Arbeit kommt einfach ganz viel zurück. Die Menschen sind so herzlich“, freut sich Monika Kißling. Selbstredend findet auch ihr Mann „klasse“, was sie tut.

Nach dem Kranz, der wie „viele Worte in Germany“ aus zwei Begriffen zusammengesetzt wird, wendet sich die Pädagogin dem Thema Formulare zu, wodurch die Verständigung, der vielen Wortungetüme wegen, auf eine harte Probe gestellt wird.

Während Monika Kißling Obeda und Osman zu erklären versucht, was man unter einem „Geburtsnamen“ versteht und warum das deutsche Behörden wissen wollen, entsteht zwischen ihrer Kollegin und Muhamad, der Medizin studiert und als Arzt gearbeitet hat, ein Zwiegespräch über dessen Biographie, die mit einem ganz normalen Leben in Syrien begann und in der Flucht nach Deutschland und der Frage nach der ungewissen Zukunft endete. Wobei man wieder bei den Formularen angelangt ist, die übersetzt und vor allem ausgefüllt werden wollen.