Flüchtlingszelte nur bedingt wintertauglich

Berlin (dpa) - Was raues Herbstwetter in Deutschland bedeutet, haben rund 240 Flüchtlinge in Dresden zu spüren bekommen: Wegen Sturmwarnung wurde das Großzelt, in dem sie untergebracht waren, geräumt.

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Zwar hat der Flüchtlingskoordinator der Bundesregierung, Peter Altmaier (CDU), angekündigt, dass die Flüchtlinge im Winter „aller Voraussicht nach“ ein Dach über dem Kopf haben sollen. Dennoch gibt es kurz vor Wintereinbruch nicht in jedem Bundesland ausreichend feste Unterbringungen, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

In Sachsen leben derzeit rund 1900 Flüchtlinge in Zelten, die auch im Winter genutzt werden sollen. Sie seien alle winterfest, beheizt und mit einem isolierten Boden ausgerüstet, teilte die Landesdirektion mit. Sogenannte Leichtmetallhallen sollen ab Ende November Abhilfe schaffen. Erst dann könne darüber nachgedacht werden, die Zelte zu räumen - wenn die Zahl der Asylbewerber nicht weiter steige.

In Niedersachsen und Bremen sind immer noch mehr als 3000 Flüchtlinge in Zelten untergebracht. Diese werden zwar beheizt, gelten aber nur bedingt als winterfest. In Bremen mussten wegen Orkanböen 1400 Flüchtlinge für zwei Tage ihre Zelte verlassen. Diese halten nach Herstellerangaben nur bis zu Windstärke 10 stand - zu wenig für die angesagten Orkanböen der vergangenen Tage.

In den Erstaufnahmeeinrichtungen in Schleswig-Holstein mit 12 600 Plätzen wolle man keine dauerhaften Notunterkünfte in Zelten einrichten, teilte das Innenministerium mit. Die Kapazitäten sollen bis Jahresende auf 25 000 Plätze steigen - vor allem durch eine engere Belegung und neue Erstaufnahmen etwa in alten Kasernen.

In Neumünster ist die Lage prekär: Die Einrichtung misst rund 2000 Plätze, bereits seit Monaten sind dort bis zu 5500 Flüchtlinge untergebracht. Neben Wohncontainern und dreigeschossigen Neubauten gibt es dort auch vier beheizte, sturmfeste und mit Holzboden ausgelegte Zelte und zwei Kantinen-Zelte. In der Regel sollen die Flüchtlinge dort eine Nacht verbringen.

In Sachsen-Anhalt sind derzeit noch immer über 200 Flüchtlinge in Zelten untergebracht. In den Zelten der Bundeswehr und des Deutschen Roten Kreuzes gebe es jedoch selbst in kalten Nächten Temperaturen von 23 bis 31 Grad, teilte ein Sprecher des Innenministeriums mit. Zudem seien die Zelte mit Betonankern im Boden befestigt und sturmfest.

Rund 2200 Flüchtlinge in Erstaufnahmeeinrichtungen in Zelten hat Rheinland-Pfalz. Bis auf einen Standort seien alle Großzelte winterfest, mit Heizungen, doppelten Wänden und Böden sowie frostsicheren Leitungen ausgestattet, sagte eine Sprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier. Selbst Schneelast könnten die Zelte tragen, versicherte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD).

In Nordrhein-Westfalen bestünden alle Flüchtlingsdörfer zurzeit aus Leichtbauhallen, teilten die Behörden mit. Diese Zelte seien selbst bei Minusgraden winterfest und verfügten über eine Fußbodendämmung. Außerdem gebe es für alle Einrichtungen Evakuierungspläne, berichtet beispielsweise die Stadt Essen.

In zwei Bierzelten im bayrischen Übergang Neuhaus warten noch zahlreiche Flüchtlinge auf ihre Weiterfahrt - oder winterfeste Quartiere. Im Freistaat gebe es jedoch kaum noch Quartiere, die nicht winterfest sind, bestätigt auch der Bayerische Flüchtlingsrat.

Zum Beginn des Winters leben in Hessen derzeit noch rund 5000 Flüchtlinge in Zelten. Nach Zahlen des Sozialministeriums in Wiesbaden betrifft dies acht Aufnahmeeinrichtungen, die jedoch derzeit alle zu festeren Unterkünften umgebaut werden oder in andere Gebäude umziehen.

In Brandenburg können die meisten Flüchtlinge in beheizbaren Unterkünften unterkommen. In beheizbaren Zelten sind rund 400 Flüchtlinge untergebracht.

In Hamburg leben nach Angaben der Innenbehörde derzeit noch rund 1300 Flüchtlinge in Zelten - 420 Plätze sollen auch über den Winter genutzt werden. Bei ihnen handele es um beheizte winterfeste Zelte der Bundeswehr.

In Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen gebe es keine Zelte für Flüchtlinge, versichern die Behörden - vorausgesetzt die Flüchtlingszahlen steigen bis Jahresende nicht noch einmal rasant an.