NRW-Sicherheitskonferenz Fußball-Fanverkehr nervt die Bahn — und die NRW-Regierung

Minister Groschek hat sein Konzept des zusätzlichen Fanverkehrs bundesweit nicht durchsetzen können. Dabei gäbe es gute Gründe.

NRW-Sicherheitskonferenz: Fußball-Fanverkehr nervt die Bahn — und die NRW-Regierung
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Dortmund. NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) hebt auf der NRW-Sicherheitskonferenz im Dortmunder Fußballmuseum die Stimme. Er kommt auf ein Lieblingsthema der nordrhein-westfälischen Landesregierung zu sprechen: Zur Örtlichkeit passend ist der Fußball-Fanverkehr mit Begleiterscheinungen wie Vandalismus und Randale der Landesregierung noch immer ein Dorn im Auge. Weil er die Sicherheit gefährdet. Weil er Überstunden bei den Sicherheitsbeamten und darüber hinaus allerhand weitere Kosten verursacht.

Gerne hätte Groschek gemeinsam mit Innenminister Ralf Jäger (SPD) das NRW-Konzept „Zusatz-Fanverkehr“ bundesweit etabliert und sich damit Meriten verdient. Das Konzept geht so: Das Land, der Deutsche Fußball Bund (DFB), die Deutsche Fußball Liga (DFL) und die Nahverkehrsbetriebe sorgen in einer Gemeinschaftsförderung für Extra-Züge, die zu Spielorten außerhalb von NRW fahren — und zwar ohne weitere Stopps vom Zusteigebahnhof zum Spielort. Die Möglichkeit des Aufeinandertreffens rivalisierender Fan-gruppen wird so reduziert, das Risiko von Auseinandersetzungen der Fußballfans bei der An- und Abreise reduziert sich. Groschek findet das Konzept „sehr erfolgreich“.

Aber: Die Verkehrsministerkonferenz hat das NRW-Konzept nicht aufgegriffen, bundesweit gibt es keine Unterstützung für Nordrhein-Westfalen — vor allem wegen der damit verbundenen hohen Zusatzkosten. Die Verweigerung der anderen Länder wiederum erhöht die Kosten für NRW. „Wir werden aus Düsseldorf weiter daran arbeiten, dieses Modell zu einem bundesweiten Erfolgsmodell zu machen“, kündigte Groschek am Montag eine neue Initiative an.

Klar ist, dass Fußball-Fans in Bahnen ein großes Problem sind. Zwar präsentierte die Bahn gestern sinkende Zahlen von Straftaten in Bahnhöfen und Zügen (etwa drei Prozent weniger als im Jahr zuvor, im wesentlichen bei Taschendiebstählen), die „Qualität“ der Straftaten aber ist negativ beachtlich: Aufgeschlitzte Sitze, Schlägereien und Hooligans, die ihren Frust nach Niederlagen ihrer Clubs am Kontrolleur auslassen. Zwar passiere bei der Bahn „sechsmal weniger als im restlichen öffentlichen Raum“, so Bahn-Sicherheits-chef Hans-Hilmar Rischke gestern in Berlin, aber: Bestimmte Täter machen nach wie vor große Probleme — und dazu gehören Hooligans: Diese vermeintlichen Fußball-Fans, die auch Groschek im Blick hat, will sich die Bahn künftig intensiver vorknöpfen. Selbst wenn „Fußballfans verdammt wichtige Kunden“ seien, wie Rischke findet. Jedes Wochenende gebe es 55 bis 60 Straftaten. „Das bindet Kräfte, die uns an anderer Stelle fehlen“, sagt Bundespolizei-Präsident Dieter Romann. Die Bahn will sich beim Fußball was abschauen: Gewalttätige Hooligans sollen noch am Bahnhof direkt die Rote Karte bekommen.

Kameras sind eine wichtige Säule dieses Sicherheitskonzepts. 2015 wurde auf 70 Bahnhöfen neue Videotechnik installiert. Insgesamt sind rund 700 Bahnhöfe und jeder zweite Nahverkehrszug mit Kameras ausgestattet. In diesem Jahr soll es in Nürnberg, Hannover, Köln und Bremen neue Technik geben. Auch für mehrere Berliner Bahnhöfe, Hamburg, Frankfurt, Essen und Düsseldorf gibt es Pläne. Zwischen 2013 und 2023 will die Bahn insgesamt 85 Millionen Euro in neue Kameras investieren.