Huber attackiert Seehofer und dringt auf Nachfolgeregelung

München (dpa) - Mit einem Frontalangriff auf CSU-Chef Horst Seehofer hat der frühere Parteivorsitzende Erwin Huber die Personaldiskussion über die künftige Führung der Christsozialen eröffnet.

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Eine Woche nach dem Europawahl-Desaster der CSU forderte Huber im „Spiegel“ rasche Klarheit über die Nachfolge Seehofers. Er warf dem bayerischen Ministerpräsidenten „politische Todsünden“ im Wahlkampf vor. Zudem kritisierte er ihn wegen seines Führungsstils: „Die Zeit der einsamen Ansagen ist vorbei.“

Seehofer nannte die Kritik Hubers „erwartungsgemäß“. Er fügte in der „Süddeutschen Zeitung“ (Montag) hinzu: „Der Erwin Huber wollte mich nie. Er will mich nicht.“ Er bleibe dabei, „auf absehbare Zeit zur Nachfolge-Diskussion nichts mehr zur sagen“, sagte Seehofer. Harsch reagierte CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer: „Das Interview kommt auf den großen Stapel der Ratschläge und politischen Klugheiten von Erwin Huber.“

Nach Auffassung Hubers muss die CSU nun die Weichen für die Zeit nach Seehofer stellen: „Spätestens zur Bundestagswahl 2017 muss die neue Mannschaft stehen.“ Dabei dürfe Seehofer nicht das alleinige Vorschlagsrecht haben: „Wir dürfen uns nicht auf die von Seehofer installierten Kronprinzen beschränken. Die Nachfolgefrage geht uns alle in der Partei an.“ Der CSU sei es nicht gelungen, Seehofers Machtanspruch in den vergangenen Jahren einzuhegen. „Es ist die Feigheit von vielen, die Seehofer so überdominant werden ließ.“

Die CSU war bei der Europawahl völlig unerwartet von 48 auf 40 Prozent abgerutscht - das schlechteste Ergebnis bei einer überregionalen Wahl seit 60 Jahren. Für Huber sind die Gründe klar: „Die Leute wussten nicht: Ist die CSU für Europa oder dagegen?“, sagte er. „Einige haben das Spiel der AfD betrieben, die EU und den Euro bekämpft oder herabgesetzt, dazu noch Putin umarmt und Soldaten der Bundeswehr in Geiselhaft beleidigt. Das sind nicht nur Fehler, sondern politische Todsünden.“

Huber, der von September 2007 bis Oktober 2008 an der Spitze der Partei stand, plädierte dafür, künftig die Ämter von Ministerpräsident und Parteichef wieder zu trennen. „Wir haben jetzt fast sechs Jahre die Macht in einer Hand konzentriert, da ist es überlegenswert, die Spitzenämter wieder auf zwei Leute zu verteilen.“ Dies begrenze die Macht des Einzelnen und ermögliche, die Bandbreite einer Volkspartei besser abzubilden.

Seehofer lehnte in der „Süddeutschen Zeitung“ eine Trennung vom Amt des Regierungschefs und Parteivorsitz strikt ab. Auch wolle er sich durch die Kritik Hubers an seinem Führungsstil nicht aus der Ruhe bringen lassen. Im Hinblick auf die Nachfolgefrage werde er sich nicht unter Druck setzen lassen und daher an seinem Fahrplan auch nichts ändern. Seehofer hatte zuletzt bekräftigt, bis 2018 als Ministerpräsident im Amt zu bleiben. „Flucht ist kein anständiger Umgang“, hatte er am Montag auf Fragen nach seinen persönlichen Konsequenzen geantwortet.