Industrie warnt vor übertriebenen Kohleausstiegsplänen

Berlin (dpa) - Nach der Einigung auf das Pariser Klimaabkommen hat die Industrie vor überzogenen Plänen zum Kohleausstieg bis Mitte des Jahrhunderts in Deutschland gewarnt.

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Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Ulrich Grillo, hält den von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) angekündigten Klimaschutzplan 2050 für übertrieben. Auch in den nächsten Jahrzehnten würden Kohle und Gas wohl benötigt.

„Wir müssen aufpassen, dass wir nicht vom Vorreiter zum Einsiedler werden“, sagte Grillo der Deutschen Presse-Agentur. „Wir können aus Deutschland heraus nicht das Weltklima retten.“ Alle strebten einen Rückgang der Kohlendioxid-Emissionen an. Das schließe auch nach und nach einen Rückgang der fossilen Energieträger Kohle und Gas ein: „Dazu brauchen wir keine technologiespezifischen politischen Sonderpläne.“

Dies werde der Handel mit Verschmutzungsrechten der Industrie, der sogenannte Emissionsrechtehandel, auf effizientem Wege von allein bewirken. Bei einem globalen funktionsfähigen Emissionshandel werde der Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen dort eingespart, wo es am günstigsten sei.

Nach den Worten des BDI-Chefs muss garantiert werden, dass die Stromversorgung langfristig sicher bleibt. „Keinem ist gedient, dem Industriestandort Deutschland den Stecker zu ziehen“, sagte Grillo. „Selbst 2050 wird es nach allem, was wir heute wissen, mangels Speicherlösungen noch fossile Kraftwerke in unserem Land geben müssen - anders geht es nicht.“

Die Politik müsse anerkennen, dass Industrieunternehmen die Problemlöser seien und keine Dinosaurier, sagte Grillo. „Wir bringen Wohlstand und Arbeitsplätze und Innovationen, gerade auch für den Klimaschutz und die Energiewende.“ Deutschland verfüge über die weltweit mit Abstand effizienteste Kohleverstromung. Es mache keinen Sinn, diese stillzulegen, wenn in China gleichzeitig regelmäßig neue Kohlekraftwerke ans Netz gehen.

Der Klimaschutzplan 2050 soll nach Angaben von Umweltministerin Hendricks im Sommer 2016 ins Bundeskabinett gehen. Bis dahin sollen Gespräche mit Industrie und Gewerkschaften über einen „Kohleausstieg ohne Strukturbrüche“ geführt werden. Im Kern geht es darum, dass bis Mitte des Jahrhunderts auf Kohle, Öl und Gas als Energieträger verzichtet werden soll.