Unbedenklichkeitserklärung Interview zu Homosexualität - Vatikan erteilt nun doch liberalen Rektor Lehrerlaubnis
Rom · Wegen liberaler Äußerungen in einem Interview zu Homosexualität und Frauen in der Kirche hatte der Vatikan dem liberalen Rektor der Jesuitenhochschule Sankt Georgen in Frankfurt, bisher die notwendige Lehrerlaubnis nicht ausgestellt. Nun ist der Streit offensichtlich beigelegt.
Der bisherige Rektor der katholischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, Ansgar Wucherpfennig, ist mit sofortiger Wirkung wieder zum Leiter der Bildungseinrichtung ernannt worden. Zuvor habe der Vatikan dafür die Genehmigung erteilt, teilte das zuständige Bistum Limburg am Donnerstag mit. Die päpstliche Unbedenklichkeitserklärung („Nihil obstat“) hatte der Vatikan zunächst verweigert, was in Kirchenkreisen für Empörung gesorgt hatte.
"Diese Entscheidung habe ich zusammen mit vielen anderen erhofft und erwartet", erklärte der Limburger Bischof Georg Bätzing. In einer Erklärung habe Wucherpfennig versichert, dass er sich "der Lehre und Tradition der Kirche verpflichtet wisse", aber auch "die Freiheit der theologischen Wissenschaft" hervorgehoben.
Wucherpfennig selbst äußerte sich im "Kölner Stadt-Anzeiger" (Freitagsausgabe) "überrascht" und "zufrieden" über das Einlenken des Vatikans. Er stehe trotz der vorangegangen Kritik Roms an wertschätzenden Aussagen über Homosexuelle und eine kirchliche Segnung gleichgeschlechtlicher Paare sowie über die Öffnung der katholischen Weiheämter für Frauen zu seiner Hoffnung auf Reformen und zu seinen Begründungen dafür, sagte Wucherpfennig weiter. "Wir haben in der Kirche einen 'Point of no Return' erreicht und müssen über alles ohne Tabus reden."
Wucherpfennig war im Februar für eine dritte Amtszeit an der Spitze der Theologisch-Philosophischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main gewählt worden. Hintergrund des Streits war offenbar unter anderem, dass der Theologe sich gegen eine kirchliche Ablehnung von Homosexualität gewandt hatte. Die Bildungskongregation im Vatikan hatte daraufhin die erforderliche Zustimmung für seine neue Amtszeit verweigert. Vertreter mehrerer Bistümer hatten sich danach hinter Wucherpfennig gestellt.