Staatskanzlei-Umbau Luxus-Maßnahme? Laschet lässt Staatskanzlei in Düsseldorf modernisieren

Düsseldorf · Ein Star-Architekt baut die Staatskanzlei des NRW-Ministerpräsidenten in Düsseldorf um. Allein die Sanierung der Fenster kostet Millionen. Die Opposition hatte schon Laschets Umzug als „Luxusinvestition“ kritisiert.

Architekt Karl-Heinz Petzinka hat sich über Jahrzehnte einen Namen gemacht.

Foto: Melanie Zanin

Architekt Karl-Heinz Petzinka hat schon einigen Ruhm einstreichen können. Der heute 62-Jahre alte Rektor der Düsseldorfer Kunstakademie entwarf den Umbau der Bochumer Jahrhunderthalle, die CDU-Zentrale in Berlin, auch das Landeshaus NRW in der Bundeshauptstadt. Oder: Anfang der 1990er Jahre errichtete sein damaliges Architekturbüro das Düsseldorfer Stadttor 1, als Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) seinerzeit NRW auch visuell in die Moderne führen wollte und den mittleren Teil des bis 1997 errichteten und 80 Meter hohen Glaspalastes für die Staatskanzlei anmietete.

Armin Laschet sah die Dinge anders, Petzinka spielt aber trotzdem jetzt wieder eine Rolle. Der Ministerpräsident (CDU) bevorzugte kurz nach seiner Wahl das altehrwürdige Landeshaus am Horionplatz, zog vor einem Jahr zügig um und hat Petzinka nun ein Jahr später für Sanierung- und Modernisierung engagiert. Eine laut Staatskanzlei „aus Sicherheitsgründen“ beschränkte Ausschreibung unter drei Architekturbüros hatte Petzinka für sich entschieden – und soll das in die Jahre gekommene Landeshaus unter strengen Auflagen von Denkmalschutz und Kostenplan modernisieren. Und dabei den Charakter des Gebäudes erhalten, von dem Ex-Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) einst sagte, es sei „kein Prunkbau, aber es kann sich sehen lassen: einladend und repräsentativ, zugleich traditionsbewusst und solide — ich finde, das Haus ist so wie unser Land“. Es werde „ein Gebäude ohne Protz“, sagte die Leiterin der Zentralabteilung der Staatskanzlei, Maria Huesmann-Kaiser, und warf markig hinterher: „Hier wird mit Stahl und Beton gebaut, nicht mit Marmor.“ Petzinka kommentierte: „Im Stadttor haben wir Geschichte mit einem Gebäude geschrieben, hier ist es umgekehrt.“ Die Geschichte wolle eingearbeitet werden. Mit „nichts außerhalb von Standards“

Der NRW-Kabinettssaal nach der Modernisierung mit Lichtöffnung, Kunst und einer neuen Schiebetür dahinter für eine neue Flucht.

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Über die Kosten will noch niemand etwas sagen, erst seien Bau- und Fachplaner am Werk, es komme zu europaweiten Ausschreibungen. Sanierungsarbeiten laufen aber bereits seit 2015. Allein für die neuen Fenster sind laut Haushaltsvorlage knapp 2,5 Millionen Euro eingeplant. Aufzüge sollen für 132 000 Euro und Klimaanlagen für 445 000 Euro saniert werden. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB) finanziert diesen Teil als Eigentümer. In einem zweiten Paket soll ab Sommer 2019 ein von der Polizei erstelltes Sicherheitskonzept umgesetzt werden. 2,7 Millionen Euro seien für Sicherheitstechnik in den Haushalt 2019 eingestellt, allerdings müssen davon auch die Ministerien und der Privatschutz zehren. Das dritte Paket sind Modernisierungswünsche. Barrierefrei soll es werden, die Eingänge am Horionplatz und zur Rheinseite werden ebenerdig und mit Fahrstuhl versehen.

Der wegen schlechter Belüftung berüchtigte Veranstaltungssaal im obersten Stockwerk soll eine moderne Lamellendecke erhalten, Büros und Flure gestrichen und Teppiche ausgetauscht werden. Altes Gemäuer wird zum Teil freigelegt, es regieren Naturtöne und klares Weiß, teilweise wird neues Parkett verlegt.  Mit „bescheidenen Maßnahmen“ könne eine „solide Staatsrepräsentanz“ entstehen, findet Petzinka. Im Kabinettssaal wird der 1954 eingeweihte historische Kabinettstisch zum Zentrum und die Flucht des Raumes durch eine Vergrößerung mit einer Schiebetür verändert. Zeitgenössische Kunst durch Wandmalerei im Eingang ergänzt.

Dieses Bild zeigt den Kabinettssaal in seinem jetzigen Zustand. Zentral ist der Kabinettstisch, der 1954 von Ex-Ministerpräsident Karl Arnold (CDU) eingeführt wurde und erhalten bleiben soll.

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Die Opposition sprach bereits vor Bekanntmachung dieser neuen Pläne zum Umzug in die alte Staatskanzlei von „Luxusinvestitionen“. Pikant zudem: Nach dem Bau der NRW-Landesvertretung in Berlin war es 2011 zum Gerichtsstreit zwischen BLB und Petzinkas damaligen Firma gekommen, es ging um ausstehende Honorare auf der einen und Rückforderungen des BLB wegen der Dachplanung auf der anderen Seite. Hängen geblieben ist offenbar nichts.

Fast 40 Jahre lang war das Landeshaus Sitz der Staatskanzlei – von 1961 bis 1999. Dort arbeiten der Ministerpräsident, der Chef der Staatskanzlei, das Landespresse- und Informationsamt sowie einige  Abteilungen, insgesamt rund 300 Beschäftigte. Zwischen 1911 und 1945 war im Landeshaus die Zentralverwaltung des Rheinischen Provinzialverbandes untergebracht, ab 1945 die provisorische Selbstverwaltung der Nord-Rheinprovinz. Und dann war es Sitz des ersten Integrationsministeriums der Republik. Integrationsminister seinerzeit: Armin Laschet. Auf die Frage, ob Petzinka es seinerzeit bedauert habe, dass Laschet aus dem Stadttor ausgezogen sei, reagierte dessen Schöpfer gestern pragmatisch: „Nein, sonst hätte ich jetzt einen Auftrag weniger.“