Jede vierte deutsche Klinik von Pleite bedroht

Berlin (dpa) - Mehr als jeder vierten deutschen Klinik droht die Pleite. In den vergangenen zwei Jahren verschlechterte sich die finanzielle Lage der rund 2000 Krankenhäuser spürbar, wie aus dem Krankenhaus Rating Report hervorgeht, der in Berlin vorgestellt wurde.

13 Prozent seien 2011 in erhöhter Insolvenzgefahr gewesen, 14 Prozent leicht gefährdet. „2012 wird es auch so sein“, sagte der Autor der Studie, Boris Augurzky, vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI).

Die von der Koalition geplanten Finanzhilfen brächten keine strukturellen Verbesserungen, sondern stabilisierten die Lage lediglich, sagte Augurzky. Voraussichtlich in einer Woche soll im Bundestag eine Finanzhilfe von 1,1 Milliarden Euro beschlossen werden. Das Geld soll in diesem und im kommenden Jahr fließen. Laut dem Rating Report droht der Branche ab 2015 erneut eine Verschlechterung. Bis 2020 könnten 19 Prozent der Häuser erhöht pleitegefährdet sein.

Um zu sparen, schlössen sich immer mehr Kliniken zu großen Verbünden zusammen, so die Experten. Weil die Versorgung der Kranken aber nur selten in Gefahr sei, solle die Politik diesen Prozess unterstützen.

Ein Drittel der Krankenhäuser schrieb dem Report zufolge 2011 einen Jahresverlust. 2010 galt das nur für gut ein Sechstel (16 Prozent). Ein Grund: Die Zahl der Beschäftigten im Krankenhaus nahm 2011 um 1,7 Prozent zu.

Besonders um die Investitionsfähigkeit der Kliniken ist es laut den Experten schlecht bestellt - ein Investitionsstau von 15 Milliarden Euro habe sich angehäuft.

Am schwierigsten war die Lage der Krankenhäuser laut der Studie in Niedersachsen und Bremen, in Hessen, Schleswig-Holstein und Hamburg sowie Baden-Württemberg. Hier schrieb 2011 fast jede zweite Klinik einen Jahresverlust. Gut ist es für eine Klinik, wenn sie sich spezialisiert hat, meinen die Forscher.

Die Krankenkassen forderten: „Die richtige Therapie mit einem echten Zusatznutzen für die Patienten wären grundlegende Strukturreformen im Krankenhausbereich“, wie Verbandssprecher Florian Lanz sagte. Die Akutversorgung in der Fläche müsse abgesichert werden, Spezialoperationen sollten aber nicht mehr in jeder „Wald- und Wiesen-Klinik“ gemacht werden.