Sorge um Christen-Minderheiten Kauder fordert von Muslimen mehr religiöse Toleranz

Berlin (dpa) - Unionsfraktionschef Volker Kauder hat zu Ostern - auch angesichts der Entwicklung in der Türkei - von den Muslimen weltweit mehr religiöse Toleranz gefordert. „Im Islam gibt es hier leider Defizite“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

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Gerade die Fanatiker der Terrormiliz Islamischer Staat beriefen sich leider auch auf die Lehren des Korans.

„Diesen offenkundigen Irrlehren muss von den geistigen Autoritäten des Islams noch stärker widersprochen werden“, verlangte Kauder. Diese müssten „doch selbst ein hohes Interesse haben, dass ihre Religion nicht von Fanatikern diskreditiert wird“.

Jenen, die Gläubige radikalisieren wollten, „muss aus der islamischen Lehre heraus entgegen getreten werden“, sagte Kauder. Der Großscheich der Al-Azahar-Moschee in Kairo, Ahmed al-Tajib, mit dem er in regelmäßigem Kontakt sei, mache das beispielsweise. „Aber es müssen noch mehr sein.“ Der CDU-Politiker kritisierte, die Lage der Christen insbesondere in Syrien und dem Irak habe sich in den vergangenen Jahren dramatisch verschlechtert. In Ägypten wollten islamistische Fanatiker die Gesellschaft spalten, warnte Kauder vor dem Hintergrund der jüngsten Anschläge auf koptische Christen mit zahlreichen Toten.

Der Fraktionschef kritisierte auch die Entwicklung in der Türkei unter ihrem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. „Die Lage der Christen in der Türkei ist bereits seit Jahren nicht akzeptabel“, sagte er. So wie Erdogan heute mit der Presse- und Meinungsfreiheit umgehe, „ist er schon zuvor mit den Rechten der Christen verfahren“. Christen würden in der Türkei „seit langem mehr oder weniger offen diskriminiert“. So dürften die Kirchen keine Priester ausbilden, der Staat stelle zudem den Besitz der Kirchen in Frage.

In der Türkei sind bei einem Referendum am Ostersonntag mehr als 55 Millionen Wahlberechtigte zur Stimmabgabe für oder gegen das von Erdogan angestrebte Präsidialsystem aufgerufen. Dieses würde ihm deutlich mehr Macht verleihen.

„Allein wegen der Behandlung der christlichen Minderheit kann die Türkei momentan überhaupt nicht damit rechnen, EU-Mitglied zu werden“, betonte Kauder. „In den letzten Monaten hat sich das Land auch auf anderen Gebieten immer weiter von der EU entfernt.“

Die Entwicklung der Türkei sei für viele Länder typisch, ergänzte er: „Dort, wo die Religionsfreiheit mit Füßen getreten wird, sind in aller Regel die übrigen Freiheitsrechte nicht gewährleistet.“ Auch darum sei es so wichtig, sich intensiv mit der Religionsfreiheit zu beschäftigen: Ihr Grad sei „ein Lackmustest für den Grad der Freiheitsgewährung insgesamt“. Kauder sagte: „Mehr Frieden wird es auf dieser Welt nur geben, wenn weltweit die Toleranz gegenüber den verschiedenen Religionen wächst.“

Zugleich warnte Kauder, der Toleranzgedanke dürfe nicht falsch verstanden werden. „Jeder Gläubige muss zum Beispiel gerade in einem freien Land wie Deutschland das staatliche Recht akzeptieren“, sagte er. Dies bedeute auch, „dass er seine Religion nur in gesetzlichen Grenzen ausleben kann“.