Interview Kinder-Notbetreuung: „Anfangs wird’s noch ruckeln“

Berlin · Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, im Gespräch über die Herausforderung der Kinder-Notbetreuung, wie Kommunen auf diese vorbereitet sind und mögliche Konflikte mit Eltern.

 Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages.

Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages.

Foto: picture alliance/dpa/Guido Kirchner

Herr Dedy, wie sind die Kommunen auf die Herausforderung vorbereitet?

Helmut Dedy: Die Corona-Pandemie ist für alle eine große Herausforderung. Wir leisten in den Kommunen entschlossen unseren Beitrag, damit sich das Virus langsamer ausbreitet. Jetzt schnell Schulen und Kitas zu schließen, ist richtig. Die Notbetreuung rasch zu organisieren, ist zwar nicht einfach, aber wir werden das hinbekommen. In den ersten Tagen wird es hier sicher noch ruckeln. Denn wir müssen Bescheinigungen der Arbeitgeber für bestimmte Berufsgruppen erhalten, dass Eltern am Arbeitsplatz unbedingt gebraucht werden. Aber ich sage klar: Die Städte werden eine funktionierende Notbetreuung realisieren. Zu Beginn wird es dabei teilweise pragmatische Lösungen geben müssen.

Wer legt eigentlich fest, welche Berufsgruppen Anspruch auf eine Notbetreuung ihrer Kinder haben?

Helmut Dedy: Die Länder haben dazu Regelungen getroffen. Sie sind zum Teil noch dabei, diese zu konkretisieren. Und es geht hier um Eltern bestimmter Berufe, die keine andere Art der Betreuung finden. Genaue Angaben der Länder zu den Berufen sind wichtig, damit wir in den Kommunen einheitlich vorgehen können. Es kommt darauf an, die Versorgung der Menschen in unserem Land mit lebenswichtigen Leistungen zu sichern. Die dafür nötigen Berufe dürften von Stadt zu Stadt gleich sein.

Viele Eltern werden nicht als „systemrelevant“ gelten, haben aber trotzdem keine alternative Betreuungsmöglichkeit. Sind da nicht entsprechende Konflikte programmiert?

Helmut Dedy: Ganz ohne Reibungen kann das nicht laufen. Für die Eltern ist es oft schwierig, Betreuung kurzfristig selbst organisieren zu müssen. Helfen müssen ihnen dabei besonders die Arbeitgeber. Sie sollten jetzt, wo immer möglich, flexibel reagieren. Sie sollten zum Beispiel mehr Arbeit von zu Hause ermöglichen oder Überstundenausgleich gewähren. Natürlich müssen Betriebe und Verwaltungen jetzt weiterarbeiten können, aber wir brauchen dabei pragmatisches Handeln. Das wollen wir in den Städten auch so handhaben. Oberstes Ziel ist, gerade ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen jetzt vor der Infektion zu schützen. Dafür brauchen wir viel Solidarität in unserer Gesellschaft. Konflikte, die wegen fehlender Betreuung von Kindern entstehen, müssen wir miteinander lösen. vet