Lafontaine macht es spannend für die Linke
Berlin (dpa) - Die Linke wartet auf die Entscheidung von Oskar Lafontaine über ein Comeback als Parteichef, doch der macht es spannend: Auch nach dem Rücktritt von Gesine Lötzsch will der 68-jährige Saarländer die Führungsfrage erst nach der wichtigen Wahl in Nordrhein-Westfalen am 13. Mai klären.
Die Landeschefs aus Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern dringen dagegen auf eine schnelle Entscheidung. Eine Variante für das neue Führungsduo scheint bereits vom Tisch zu sein: Dietmar Bartsch und Sahra Wagenknecht würden die Partei künftig nicht zusammen führen, hieß es am Donnerstag aus Parteikreisen.
Eine Doppelspitze aus den beiden stellvertretenden Fraktionschefs im Bundestag war vom thüringischen Fraktionschef Bodo Ramelow ins Spiel gebracht worden. Bartsch hat seine Kandidatur für das höchste Parteiamt bereits im vergangenen Herbst erklärt und sich alle Optionen für eine Co-Vorsitzende bewusst offen gehalten. Wagenknecht scheidet nun offenbar als Partnerin in einem Tandem mit Bartsch aus.
Lafontaine ist sowohl als Parteichef als auch als Spitzenkandidat der Linken für die Bundestagswahl 2013 neben Gregor Gysi im Gespräch. Was der Ex-Parteichef und Gründungsvater der gesamtdeutschen Linken vor hat, will er aber erst Mitte Mai bekanntgeben. „An der Festlegung, erst nach den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen die Führungsfrage zu entscheiden, hat sich nichts geändert“, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“ (Freitag).
Nach dem Rücktritt Lötzschs aus familiären Gründen war der Ruf nach einem Comeback Lafontaines wieder lauter geworden. Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der „Bild“-Zeitung wünschen sich aber nur 26 Prozent der Bundesbürger den Saarländer als Vorsitzenden der Linken zurück. 45 Prozent wollen ihn dagegen nicht wieder in Berlin sehen, 29 Prozent zeigten sich unentschlossen.
Die Landeschefs von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen, Steffen Bockhahn und Rico Gebhardt, drückten unterdessen in der Personaldebatte aufs Tempo. „Basisdemokratie stelle ich mir anders vor, als dass jemand nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen eine Pressekonferenz gibt und dort erklärt, wer die Parteiführung bildet“, sagte Bockhahn der „Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstag).
Ähnlich äußerte sich Gebhardt bei „Spiegel Online“: „Man hätte nach dem überraschenden Rücktritt von Gesine Lötzsch bereits vor der NRW-Wahl Klarheit für die personelle Aufstellung mit Blick auf die Bundestagswahl schaffen können - das würde auch für Klarheit bei den Wählern sorgen.“
Lötzsch war am Dienstag wegen einer schweren Erkrankung ihres Mannes zurückgetreten. Ihr Co-Vorsitzender Klaus Ernst wird die Linke nun bis zum Parteitag am 2. und 3. Juni in Göttingen alleine führen. Dann soll der neue Vorstand gewählt werden. Die Parteispitze will wie Lafontaine die Personaldebatte aus dem Wahlkampf heraushalten. „Parteien, die sich im Wahlkampf mit sich selbst beschäftigen, sind nicht erfolgreich. Das müssen wir beherzigen“, sagte Parteichef Ernst der „Passauer Neuen Presse“ (Donnerstag).