Linke-Frauen machen Druck für Fraktions-Doppelspitze

Magdeburg (dpa) - In der Debatte um die Fraktions-Doppelspitze der Linken machen jetzt führende Frauen der Partei Druck auf Gregor Gysi. In einem Schreiben an die Bundestagsfraktion fordern bereits mehr als 50 Unterzeichnerinnen eine Co-Vorsitzende neben Gysi.

„Wir wollen, dass eine starke Frau an die Spitze der Fraktion kommt“, sagte die Initiatorin des Schreibens, Ida Schillen, am Sonntag auf der Bundesfrauenkonferenz der Linken in Magdeburg. Dort lagen Unterschriftenlisten für den Appell aus.

„Der Beschluss harrt seit über einem Jahr der Umsetzung“, sagte Schillen, die Mitglied im Bundesvorstand der Partei ist. In der Fraktion seien aber 42 Frauen gegenüber 34 Männern in der Mehrheit. Mit dem Schreiben wolle man nun „einen freundlichen Druck entfalten“ - auf die Fraktion, aber auch auf Gysi - die Voraussetzungen für eine gemischte Doppelspitze zu schaffen. „Er soll klar machen, dass es die Doppelspitze geben soll. Dann können Kandidatinnen sich zur Wahl stellen“, sagte Schillen.

Die Linksfraktion hatte die Doppelspitze im Frühjahr 2010 nach einem Mitgliederentscheid beschlossen. Sie soll aus Mann und Frau aus Ost und West bestehen. Die Suche nach einer geeigneten Kandidatin gestaltete sich jedoch bisher schwierig. Die Wahl der Bundestagsfraktionsführung ist für den 8. November terminiert.

Anfang der Woche bekam die Debatte neuen Schwung, als die stellvertretende Parteichefin Sahra Wagenknecht Ambitionen für den Fraktionsvorsitz in Berlin äußerte - aber nur mit Gysis Zustimmung. Die 42-Jährige, die bis Anfang 2010 der radikal Linken-Gruppe „Kommunistische Plattform“ angehörte, ist in der Partei jedoch umstritten. Reformern gilt Wagenknecht als „rotes Tuch“.

„Wir wollen eine starke Frau, die eine gewisse Medienausstrahlung hat und von der Bevölkerung und der Mitgliedschaft gestützt wird“, sagte Schillen.