Talk-Runde Maischberger: Raser auf deutschen Straßen - Kein Respekt mehr vor der Polizei

Düsseldorf · In ihrer Talk-Runde wollte Sandra Maischberger klären, ob es auf deutschen Straßen immer aggressiver zugeht, gelungen ist ihr das mehr schlecht als recht, obwohl sie zwei interessante Gäste hatte.

Fahrzeugteile liegen nach einem illegalen Autorennen auf der Straße.

Foto: dpa/Britta Pedersen

Anlässlich des neu aufgerollten Prozesses gegen die Berliner Ku‘damm-Raser ging es bei Sandra Maischberger am Mittwochabend um das Thema „Raser, Rüpel, Drängler: Werden Autofahrer immer aggressiver?“. Eingeladen waren zu der Talk-Runde Maximilian Warshitsky, der Sohn des im Fall der Berliner Raser getöteten Mannes, Gigi Deppe (ARD Rechtsexpertin, die Fernsehmoderatorin Panagiota Petridou, Ute Hammer (Verkehrspsychologin), Stefan Pfeiffer (Autobahnpolizist) und Nico Klassen, der früher selbst illegale Autorennen gefahren ist.

Eingeteilt war das Konzept der Sendung in zwei unterschiedliche Bereiche, bei denen man sich am Ende der Sendung fragen musste, ob beide wirklich zusammengehören. Dass sie beide nicht so einfach in einer kurzen Talk-Runde umfassend behandelt werden konnten, wurde auf jeden Fall klar.

Zuerst ging es um illegale Autorennen, also Raser, die vorsätzlich andere Menschen gefährden. Die Frage, ob das Mord ist, beschäftigt nicht nur das Berliner Gericht nun wieder von neuem sondern auch viele andere Juristen in Deutschland, das bestätigte auch die ARD-Expertin Deppe. Wenn man den emotionalen Worten von Maximilian Warshitsky zu Beginn zuhörte, würden dem erstmaligen Mord-Urteil der Berliner Richter wahrscheinlich viele Menschen zustimmen. So einfach ist es aber juristisch nicht, das ist auch Warshitsky klar, der trotz des für ihn sehr emotionalen Themas sehr aufgeräumt wirkt, leider gerät er durch diese ruhige Art im weiteren Verlauf der Sendung etwas in den Hintergrund.

Frau Deppe und Verkehrspsychologin Ute Hammer versuchen auf Nachfragen von Maischberger nun mehr zu erklären, wie es zu solchen Taten kommen kann, was die Folgen für die Täter sind und was sich in letzter Zeit geändert hat. Denn es hat sich etwas geändert. Der Paragraph 315d wurde eingeführt, nun werden illegale Autorennen nicht mehr nur als Ordnungswidrigkeit mit maximal Fahrlässiger Tötung bewertet. In diesem Zusammenhang erhofft sich Polizist Stefan Pfeiffer, dass die Justiz in Deutschland den harten Weg gegenüber Verkehrssündern beibehält und auch weiter geht.

Maximilian Warshitsky, der Sohn des Opfers der Kudamm-Raser

Foto: dpa/Paul Zinken

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich leider Nico Klaasen nicht in die Diskussion eingemischt, weil man nun merkte, dass sie durch ihn deutlich interessanter wurde. Der Ex-Raser erzählt wie er sich damals bei seinen illegalen Autorennen gefühlt hat. Er spricht von einem Rauschzustand, davon, dass er nur die nächsten 20 Meter vor sich gesehen hat und eine rote Ampel maximal aus dem Augenwinkel wahrgenommen hatte. Denn wie er berichtet, gibt es bei Rasern in diesem Moment nur noch das Duell mit dem Kontrahenten, alles andere wird ausgeblendet. Er betont aber auch, dass die Schritte, die die deutsche Justiz nun gegen Raser eingeleitet hat, keine abschreckende Wirkung haben, da es trotzdem immer noch sehr viele illegale Straßenrennen mit tödlichen Folgen geben würde. Er plädiert dafür mehr auf präventive Arbeit im Straßenverkehr zu setzten. Interessanter Weise wünscht sich das Maximilian Warshitsky zum Ende der Sendung ebenfalls.

Stefan Pfeiffer erklärt, dass der Polizei in diesem Fall einfach die Mittel und das Personal fehlen um sich wirklich eingehender mit der Raser-Szene zu beschäftigen und möglicherweise auch mehr Druck auf sie auszuüben. Ex-Raser Klaasen, der mit den Rennen aufhörte nachdem ein guter Freund von ihm tödlich verunglückte, berichtet dazu, dass sie früher ja noch Angst vor der Polizei hatten und ihre Rennen hauptsächlich in verborgenen Industriegebieten gefahren sind, dies wäre heute nicht mehr so.

Geht es auf deutschen Straßen immer aggressiver zu?

Obwohl die Runde beim Thema Illegale Autorennen somit nur wenig Produktives zu Tage fördern konnte, geht es auf Drängen von Maischberger nun allgemein um Aggressivität im Straßenverkehr. Frau Petridou, die als Autohändlerin und Moderatorin einiger Fernsehshows zum Thema Auto und Tuning häufig im Straßenverkehr unterwegs ist, wird in einen Simulator gesetzt. In dem sie recht charmant einige Minuten lang mal geschickt oder weniger geschickt virtuellen Gefahren im Straßenverkehr begegnet. Wirklich aufschlussreich ist das nicht. Danach erklärt Verkehrspsychologin Ute Hammer wieso wir Autofahrer in Deutschland scheinbar überhaupt immer gestresster im Straßenverkehr wirken. Mehr Autos, weniger Platz auf den Straßen und stressigerer Alltag der Fahrer per se. Alles Punkte, die sich in absehbarer Zeit kaum ändern lassen werden. Deswegen hofft Polizist Pfeiffer auch, dass man mit deutlich höheren Strafen für Verkehrssünder in Deutschland das Problem lösen könnte. Außerdem plädiert er für Tempolimit auf Autobahnen. Bei diesen Forderungen stimmen ihm auch fast alle zu.

In der Sendung bleibt das Tempo leider allerdings auch bis zum Ende limitiert, weder die psychologische noch die rechtliche Sicht auf Raser und Verkehrssünder in Deutschland bringen dem Talk neue Erkenntnisse und so bleiben die emotionalen Erzählungen von Maximilian Warshitsky und Nico Klaasen die einzig wirklich interessanten Momente in der Runde. Leider haben die beiden in der ganzen Sendung auch am wenigsten gesagt.