Mehdorn, Wowereit und die Milliardenfrage am Hauptstadtflughafen
Vor zwei Jahren sollten am neuen Berliner Airport die ersten Flugzeuge starten. Jetzt könnte es 2015 werden.
Schönefeld. Riesige Kreuze aus Folie ruhen unter Sandsäcken — die neue Start- und Landebahn ist durchgestrichen, das sieht man aus Hunderten Metern Höhe. Damit auch der letzte Pilot weiß: Hier darf er nicht runter. Dabei sollte der neue Hauptstadtflughafen seit zwei Jahren in Betrieb sein.
Das kann nicht einmal Flughafenchef Hartmut Mehdorn sicher sagen. Er wollte längst einen Termin genannt haben, verschiebt das aber immer wieder. Fest steht: Wichtige Arbeiten am Brandschutz im Terminal könnten bis 2015 dauern.
Vorher will Mehdorn in einem Seitenflügel einen kleinen Testbetrieb starten, ob das gelingt, ist offen. Für die nötigen Umbauten ist nicht einmal der Bauantrag komplett.
Im Terminal wird wieder gebaut, nachdem es viele Monate gedauert hatte, zunächst das Chaos zu überblicken. Die Mängelliste hat mehr als 60 000 Posten — nicht ganz ungewöhnlich für Großprojekte, denn auch kaputte Fliesen zählen dazu. Aber einige Mängel haben es in sich, vor allem beim Brandschutz.
Vor einem Jahr hat der Aufsichtsrat den Rahmen für das einstige Prestigeprojekt auf 4,3 Milliarden Euro ausgedehnt, Zieldatum war eine Eröffnung in diesem Oktober. Das war eine Illusion. Beobachter rechnen deshalb damit, dass es am Ende mehr als fünf Milliarden Euro sein werden.
Beim ersten Spatenstich 2006 sollte der Flughafen 2,4 Milliarden Euro kosten. Weil immer mehr Menschen nach Berlin flogen, wurde das Terminal aber umgeplant und kräftig vergrößert. Für den Lärmschutz der Anwohner war zunächst viel zu wenig Geld eingeplant. Je länger sich der Start des Flughafens hinzieht, desto teuerer wird er: Jeder Monat Verzögerung kostet laut Mehdorn bis zu 35 Millionen Euro.
Möglich ist es — auch wenn damit aus Sicht der Grünen der Bock zum Gärtner würde. Wowereit hat das Gremium lange geleitet, in diese Zeit fallen die großen Termin- und Kostendebakel. Als Brandenburgs damaliger Regierungschef Matthias Platzeck sich im August zurückzog, übernahm Wowereit kommissarisch.
Momentan läuft es auf Wowereit hinaus, denn weder Brandenburg noch der Bund als Miteigentümer wollen den Posten, der wenig Lorbeer, aber viel Prügel bedeuten kann. Auch ein Externer ist nicht in Sicht, der sich an dem Projekt die Finger verbrennen möchte. Die neueste Spekulation, dass es Wowereits CDU-Justizsenator, der Unternehmer Thomas Heilmann, werden könnte, löst in Gesellschafterkreisen eher Heiterkeit aus.