Bienen Mehr Honig - aber nur in den Städten

Laut einer Studie der Grünen geht es den Bienen in den Kommunen inzwischen besser als auf dem Land

Laut einer Studie der Grünen geht es den Bienen in den Kommunen inzwischen besser als auf dem Land.

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Berlin. Direkt neben ihrem Büro im Bundestag steht seit letztem Jahr ein Bienenstock. Die Insekten waren fleißig: 50 Kilo "Bundestagshonig" konnten Bärbel Höhn und ihre Mitarbeiter schleudern, der Verkaufserlös wurde einem guten Zweck gespendet. In der Fachsprache heißt das, was die Grüne am Berliner Parlament betreibt, "urbane Imkerei". Und siehe da: Eine von der grünen Bundestagsfraktion in Auftrag gegebene Studie belegt jetzt, dass es den Honig-Bienen in den Städten mittlerweile besser geht, als auf dem Land. Soll man sich darüber freuen? Einerseits ja. Denn weil die Haltung der Insekten in den großen Kommunen stark gestiegen ist, hat das "maßgeblich zur Erholung der Populationszahlen in Deutschland beigetragen", heißt es in der Analyse der beiden Wissenschaftler Monika Krahnstöver und Benedikt Polaczek von der Freien Uni Berlin. Andererseits kann aber noch keine deutliche Entwarnung beim seit Jahren zu beobachtenden Bienensterben gegeben werden. In Deutschland, so die Experten, seien 561 verschiedene Arten von Bienen etabliert, von denen 52,6 Prozent nach wie vor auf der roten Liste geführt würden. 36 Arten sind demnach bereits nicht mehr auffindbar.

Symbolbild.

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Jedenfalls belegt die Studie, dass Bienen teilweise doppelt so viel Honig in den Städten produzieren, weil dort das Nahrungsangebot an Blüten durch die Parks, Vorgärten und Schrebergärten größer, kontinuierlicher und vielfältiger ist. In Kooperation mit Imkern sei festgestellt worden, dass in einer Großstadt pro Volk durchschnittlich 65 Kilogramm Honig im Jahr geerntet werden könnten. Bei der verglichenen landwirtschaftlichen Nutzfläche seien es nur 32 Kilogramm gewesen. Ursache ist nach Ansicht der Fachleute, dass auf dem Land wegen der "zunehmenden landwirtschaftlichen Nutzungsintensität" immer öfter Blütenengpässe auftreten, die die Bienenvölker vor große Probleme stellen. Hinzu kommt demnach der wachsende Einsatz von Pestiziden: Wurden nach Angaben der Autoren im Jahr 1994 über 29.000 Tonnen Pflanzenschutzmittel verwendet, steigerte sich dies bis ins Jahr 2014 um über 50 Prozent. "Selbst geringe Dosierungen können bei Honigbienen zur Reduktion lebensnotweniger Funktionen führen, ihre Anatomie verändern und bis zu ihrem Tode führen", betonen die Experten.

Obwohl sie sich über den Trend zur urbanen Imkerei freue, sei es doch absurd, "dass unsere Bienen in städtischen Revieren deutlich mehr Honig sammeln, weil sie auf dem Land nicht mehr genug Blütennahrung finden und zudem von Pestiziden bedrängt werden", so Höhn zu unserer Redaktion. Schon jetzt gebe es in Deutschland vielerorts nicht genügend Insekten, um Obst- und Gemüsepflanzen ausreichend zu bestäuben. Laut der Grünen drohen sogar Verhältnisse wie in den USA oder in China, "wo viele Bienenvölker kreuz und quer durchs Land gefahren oder Apfelbäume gar per Hand bestäubt werden müssen". Gefordert sei Agrarminister Christian Schmidt (CSU). Er müsse schleunigst "für weniger Gift und mehr Vielfalt auf unseren Äckern sorgen".

Ihre Bundestagsbienen will Höhn in diesem Jahr auf drei Völker aufstocken, in der Hoffnung, dann mindestens 100 Kilo Honig schleudern zu können. "Die 50 Kilo im letzten Jahr waren innerhalb kürzester Zeit ausverkauft", so die Grüne.