Mehr Schutz vor Infektionen im Krankenhaus
Die EU schlägt Alarm: Jede zehnte Behandlung in den Kliniken ist fehlerhaft. Jetzt reagiert die Politik.
Berlin. Angesichts zehntausender Toter durch Klinikkeime will die schwarz-gelbe Koalition den Krankenhäusern schärfere Hygieneregeln verschreiben. Noch im Januar solle es konkrete Gesetzesvorschläge geben, teilte die gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Ulrike Flach, am Montag in Berlin mit.
Zuvor hatte die EU-Kommission Alarm geschlagen: Jede zehnte Behandlung in Kliniken sei fehlerhaft, sagte EU-Gesundheitskommissar John Dalli der „Welt“. Schuld seien Fehler bei Operationen oder Infektionen. Er fordert, dass solche Fehler von den Behörden erfasst, Klagen erleichtert und Entschädigungen sichergestellt werden.
Flach plädiert für ein bundesweites Register zu Infektionen mit Keimen in Kliniken sowie neue Richtlinien zum Schutz. Kliniken mit guter Hygiene sollen öffentlich gemacht werden.
Laut Statistiken der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) infizieren sich jährlich 800 000 Patienten mit Keimen, das sind vier Prozent aller Klinikpatienten. Etwa 30 000 sterben nach einer Infektion. Einen EU-weiten Vergleich zu ziehen sei schwierig, sagte DGKH-Sprecher Klaus-Dieter Zastrow: „Viele Länder führen keine Statistiken.“ Hygienischer als in Deutschland gehe es in den Niederlanden zu. Schlimmer sei es in England, dort liegt die Infektionsrate bei zehn Prozent.
Der Präsident der Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich Hoppe, warf Dalli Panikmache vor. „In Deutschland ist es nicht nur fester Wille der Ärztinnen und Ärzte, aus Fehlern zu lernen, wir haben längst entsprechende Strukturen aufgebaut.“