München: Hinweis auf Verdächtige aus Syrien und Irak
München (dpa) - Nach der akuten Terrorwarnung für den Münchner Hauptbahnhof zu Silvester fahndet die Polizei nach Verdächtigen aus Syrien und dem Irak.
Auf Warnungen befreundeter Geheimdienste hin hatten die Behörden am späten Abend mit schwer bewaffneten Einsatzkräften den Hauptbahnhof sowie den Bahnhof im Stadtteil Pasing evakuiert.
Es bestand der konkrete Verdacht, dass Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat gegen Mitternacht Doppel-Anschläge wie in Paris verüben wollten. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann gab am Freitagnachmittag Entwarnung. Es bestehe keine ganz konkrete Anschlagsgefahr mehr, sagte der CSU-Politiker.
Im Jahr 2015 hatte es deutschlandweit bereits mehrere konkrete Terrorwarnungen gegeben. So musste Mitte November das Fußball-Länderspiel Deutschland-Niederlande in Hannover kurz vor dem Anpfiff abgesagt werden. In München hätten die Sicherheitsbehörden die Gefährdungslage ähnlich eingeschätzt wie in Hannover, hieß es.
Zum Jahreswechsel seien die Hinweise auf möglicherweise bevorstehende Attentate in München sehr konkret gewesen und man habe sehr kurzfristig entscheiden müssen, betonte Innenminister Herrmann. „Die Lage hat sich wieder etwas entspannt, nachdem heute Nacht Gott sei Dank kein Anschlag verübt wurde.“ Auch am Neujahrstag liefen 100 zusätzliche Einsatzkräfte der Polizei in München Streife.
Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä sagte am Freitagmorgen, man wisse bislang noch nicht, ob es die als Verdächtige genannten fünf bis sieben Personen auch wirklich gebe. Die Ermittlungen liefen noch. Von etwa der Hälfte der erwähnten Verdächtigen seien der Polizei Personalien übermittelt worden.
Ein früher Hinweis kam nach dpa-Informationen vor ein paar Tagen aus den USA. Den deutschen Sicherheitsbehörden lagen auch aus dem Geheimdienstbereich detaillierte Informationen zu Namen, Orten und einem möglichen Tatablauf vor. Eine konkrete Warnung für die Silvesternacht sei dann an Silvester vom französischen Geheimdienst übermittelt worden. Der Bundesnachrichtendienst wollte sich auf Anfrage nicht zum Sachverhalt äußern. Alle Hinweise seien vom Verfassungsschutz überprüft worden.
Nach Angaben aus Sicherheitskreisen gab es Hinweise auf ein Anschlagsszenario wie Mitte November in der französischen Hauptstadt. Dort hatten Attentäter mit Maschinenpistolen und Sprengstoff an verschienenen Orten zugeschlagen und insgesamt 130 Menschen getötet.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière rechtfertigte die Anti-Terror-Maßnahmen in München. „Die bayerischen Behörden haben mit Unterstützung der Bundespolizei umsichtig, besonnen und entschlossen gehandelt“, erklärte der CDU-Politiker.
Laut Bayerischem Rundfunk sollen sich die Verdächtigen in München zu Silvester aufgehalten haben. Geplant war demnach, dass sich die Männer zu zweit an die Anschlagsorte begeben, um sich kurz hintereinander in die Luft zu sprengen. Polizeipräsident Andrä sagte, er habe dazu keine Erkenntnisse.
Der Hinweis kam laut Innenminister Herrmann gegen 19.40 Uhr vom Bundeskriminalamt - nachdem dieses von einem befreundeten Nachrichtendienst die „dringende Warnung“ erhalten habe. Es habe eine konkrete Uhrzeit, einen konkreten Ort und eine klare Benennung von Tätern aus dem Bereich des sogenannten Islamischen Staates (IS) gegeben. „Das Bundeskriminalamt und die bayerische Polizei waren übereinstimmend der Auffassung, dass das nicht einfach ignoriert werden kann“, betonte Herrmann.
Am Silvesterabend hatte die Münchner Polizei um 22.40 Uhr via Twitter gewarnt, den Hauptbahnhof und den Bahnhof im westlichen Stadtteil Pasing zu meiden. Zudem empfahl sie, einen Bogen um größere Menschenmassen gerade im Innenstadtbereich zu machen. Zwischen 3.30 und 4.00 Uhr gab die Polizei die Bahnhöfe wieder frei. Der Bahnverkehr konnte planmäßig fahren.
Viele Münchner ließen sich die Silvesterlaune auch so nicht verderben. Sie feierten, ließen Raketen steigen und zündeten Böller. Vielerorts trübte eher der Regen die Stimmung.