Nach Morddrohung Mike Mohring: „Ich verstecke mich nicht“

Berlin · Der thüringische CDU-Landeschef Mike Mohring will sich nicht beirren lassen. Trotz zweier Morddrohungen werde er seinen Wahlkampf nicht einstellen, so Mohring im Gespräch mit unserer Redaktion. Der 47-Jährige ist auch Spitzenkandidat seiner Partei für die Landtagswahl am Sonntag.

Mike Mohring, CDU-Fraktionschef in Thüringen, hat erneut eine Morddrohung erhalten.

Foto: dpa/Martin Schutt

Herr Mohring, Sie haben Morddrohungen erhalten. Wie gehen Sie damit um?

Mike Mohring: Ich bin ja nicht der einzige Politiker, der Morddrohungen erhalten hat. Das greift leider mittlerweile um sich. Aber ich bin bewusst an die Öffentlichkeit gegangen, weil Einschüchterung, Hass und Angst nicht gewinnen dürfen. Und ich will ein Zeichen setzen, dass wir zusammenstehen müssen.

Warum sind ausgerechnet Sie zum Zielobjekt geworden?

Mohring: Ich bin eine Person des öffentlichen Lebens. Und ich stehe mitten im Wahlkampf. Aber ich sehe mich nicht im Mittelpunkt der Diskussion. Sondern ich habe die Drohungen zum Anlass genommen, eine Debatte darüber anzustoßen, was das Land zusammenhält. Es kann doch nicht sein, dass die den Ton angeben, die von den extremen Rändern her Angst verbreiten. In meinen Fall von rechts. Oder die uns gar Fristen setzen, bis wann wir den Wahlkampf abzubrechen haben und damit auch Einfluss auf Wahlergebnisse nehmen wollen. Das würde unsere Demokratie kaputt machen.

Sie nehmen anders als der Spitzenkandidat der Grünen, der auch bedroht worden ist, die Sache sehr ernst.

Mohring: Ja, aber das muss jeder für sich selber einschätzen. Wir haben allerdings beim Mord am hessischen Regierungspräsidenten Walter Lübcke und beim Attentat in Halle gesehen, dass es offensichtlich Täter gibt, die sich animieren lassen von der Verrohung der Sprache und der Polarisierung der Gesellschaft. Für mich war das innerhalb weniger Wochen die zweite Morddrohung. Ich bin jeden Tag in Thüringen im Wahlkampf unterwegs. Wir sagen keine Termine ab und werden uns nicht verstecken. Ich verlasse mich auf die Ermittlungsarbeit der Polizei.

Sie haben gesagt, man muss etwas tun. Was meinen Sie konkret?

Mohring: Wir sehen das ja an unserem eigenen Verfassungsschutzamt in Thüringen. Da sagt der Präsident, man pfeife aus dem letzten Loch was Ausstattung und Personal angeht. In anderen Bundesländern sieht es zum Teil nicht besser aus. Wir müssen unsere Dienste stärken und nicht darüber diskutieren, sie abzuschaffen, wie die Linke es will. Deswegen gilt es, sie so auszustatten, dass sie technisch auf Augenhöhe mit den Tätern sein können. Ich plädiere zudem sehr für eine engere Zusammenarbeit der Landesämter mit dem Bundesamt für Verfassungsausschuss. Der Austausch muss besser werden.

In Thüringen ist die AfD mit ihrem rechtsnationalen „Flügel“ sehr stark. Wie hat sich dadurch das politische Klima verändert?

Mohring: Extrem. Die Polarisierung hat durch die AfD auch in Thüringen eine neue Dimension erreicht. Die große Aufgabe der Zukunft wird daher sein, wie wir Brücken bauen und die Menschen zusammenführen können. Denn wir dürfen nicht den Rändern das Land überlassen, sondern müssen wieder mehr aufeinander aufpassen und das Land zusammenhalten.