Neuer Führungsstreit in der AfD

Berlin/Potsdam (dpa) - An der Spitze der Alternative für Deutschland (AfD) kriselt es schon wieder.

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Der Fraktionsvorsitzende im brandenburgischen Landtag, Alexander Gauland, bezeichnete Parteichef Bernd Lucke in einem Interview mit der „Zeit“ als „Kontrollfreak“, der in jeden kleinsten Landesverband hineinregieren wolle. Auch störe ihn das Bestreben Luckes, alleiniger Parteivorsitzender werden zu wollen, sagte Gauland in dem Gespräch.

Lucke reagierte am Mittwoch schockiert auf die Vorhaltungen seines Parteikollegen. „Alexander Gaulands Verhalten macht mich sprachlos“, sagte Lucke. Er wolle zu den Anschuldigungen nicht öffentlich Stellung beziehen, sondern dazu auf dem Satzungsparteitag der AfD Ende Januar in Bremen eine persönliche Erklärung abgeben.

Gauland bemühte sich derweil, die Wogen zu glätten. „Ich werde bestimmt nicht gegen Bernd Lucke auf einem Parteitag Krieg führen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Ich schätze ihn hoch und mag ihn auch als Mensch sehr“, fügte er hinzu. Zu seiner in dem Interview geäußerten Kritik stehe er aber: „Lucke möchte zu viel kontrollieren“.

AfD-Bundesgeschäftsführer Georg Pazderski sagte, dass Lucke in Brüssel hart arbeite und mitten in der Nacht noch E-Mails an Parteikollegen in Deutschland schicke, sei aus seiner Sicht eher positiv.

Bislang wird die Partei von einem dreiköpfigen Gremium geführt, dem neben Lucke auch der Publizist Konrad Adam und die sächsische AfD-Landesvorsitzende Frauke Petry angehören. Lucke hat seit seinem Umzug nach Brüssel, wo er für die AfD im Europaparlament sitzt, alle Hände voll damit zu tun, auch in der deutschen Politik und in der Partei am Ball zu bleiben.

„Die AfD hat die große Chance, eine langfristige Rolle in der deutschen Politik zu spielen, diese sollten wir nicht durch persönliche Befindlichkeiten riskieren“, mahnte Frauke Petry. Adam erklärte: „Führung und Kontrolle sind unerlässlich, Entgegenkommen und Vertrauen aber auch.“

Gauland, der wie Lucke ehemaliges CDU-Mitglied ist, hatte sich im Oktober bereits mit Hans-Olaf Henkel angelegt, der wie er selbst zu den Stellvertretern im AfD-Führungsgremium gehört. Nachdem sich Henkel herablassend über Verschwörungstheoretiker in den Reihen der AfD geäußert hatte, war ihm von Gauland indirekt der Parteiaustritt nahegelegt worden. Dieser Zwist wurde Anfang dieses Monats bei einer Vorstandsklausur beigelegt.

Bei den aktuellen Querelen in der AfD geht es nicht nur um Machtfragen, sondern auch darum, für was die 2013 gegründete Partei eigentlich steht. Lucke und Henkel haben sich mehrfach gegen Parteimitglieder positioniert, die Verschwörungstheorien verbreiten und die Partei noch weiter nach rechts rücken wollen. Gauland vertritt dagegen die Auffassung: „Dummheit ist kein Grund für einen Parteiausschluss.“