Neumann: Schüler wissen zu wenig über SED-Diktatur

Berlin (dpa) - Schüler in Ost und West wissen nach Ansicht von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) zu wenig über die SED-Diktatur. „Hier sind die Defizite bei der jungen Generation noch zu groß - damit können wir uns nicht zufriedengeben“, so Neumann in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Gerade in den Schulen müsse die Aufarbeitung des Unrechtssystems der DDR verstärkt werden, sagte der CDU-Politiker vor dem 50. Jahrestag des Mauerbaus vom 13. August 1961. „Der Mauerbau war der politische und moralische Offenbarungseid der SED-Diktatur“, betonte der Staatsminister.

„Wer über Diktaturen Bescheid weiß, ist auch in der Lage, den Wert der Demokratie einzuschätzen“, hob Neumann hervor. Damit könne auch Verharmlosung und Verklärung der DDR-Vergangenheit entgegengewirkt werden. Besonders die Schulen müssten mehr Wissen über die SED-Diktatur vermitteln.

Der Bund fördert laut Neumann derzeit mit über 31 Millionen Euro die Aufarbeitung der NS-Diktatur sowie des DDR-Unrechtsstaats. Die Mittel seien während seiner Amtszeit deutlich erhöht worden. „Es gibt keine Absicht, da etwas zu kürzen - ganz im Gegenteil“, unterstrich er. Sein Haus unterstütze bereits viele Gedenkstätten, die an die deutsche Teilung erinnern. Dazu gehören etwa die Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, das Grenzlandmuseum Eichsfeld, das Deutsch-Deutsche Museum Mödlareuth und die Gedenkstätte Point Alpha an der hessisch-thüringischen Landesgrenze.

Für den Ausbau der Berliner Mauer-Gedenkstätte in der Bernauer Straße, wo die Häuser nach dem Mauerbau zum Osten gehörten und der Bürgersteig im Westen lag, hat der Bund rund 8,5 Millionen Euro beigesteuert. Die Bernauer Straße galt als Symbol der deutschen Teilung. Hier findet am Samstag die Gedenkveranstaltung von Bund und Land Berlin statt. Zugleich wird der zweite Abschnitt einer Erinnerungslandschaft auf dem früheren Todesstreifen eröffnet.

„Auch nach dem Gedenktag zum Mauerbau vor 50 Jahren muss die Aufarbeitung selbstverständlich weitergehen - da kann noch lange nicht Schluss sein“, sagte Neumann. Auch kleinere, authentische Orte der Teilung, die erst jetzt erschlossen werden, verdienten Unterstützung. Derzeit werde ein bundesweites Zeitzeugenbüro aufgebaut. Dafür werden 200 000 Euro zusätzlich bereitgestellt. Es gebe zwar bereits separate Angebote von Einrichtungen der Aufarbeitung, die aber laut Neumann stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gebracht werden sollen. Hierzu sei man mit den Einrichtungen im intensiven Gespräch.

„Zeitzeugen ermöglichen gerade jungen Menschen den emotionalen Zugang zur Vergangenheit“, so Neumann. Ihre Erfahrungen könnten eine Ergänzung zu dem Wissen sein, das die Schule vermitteln soll. Auch authentische Erinnerungsorte seien in diesem Zusammenhang wichtig. Ein Besuch im einstigen Stasi-Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen, bei dem ein früherer Häftling den Rundgang begleitet, könne aber nur ein zusätzliches Angebot sein.

Neumann plädierte zudem dafür, in einem Forschungsprojekt die Zahl der Toten an der innerdeutschen Grenze zu ermitteln. „Ja, ich setze mich dafür ein. Auch die Länder sind inzwischen dafür.“ Mehr als 20 Jahre nach dem Mauerfall gibt es bislang nur Schätzungen. Die Zahl der Menschen, die an der Berliner Mauer umkamen, ist hingegen erforscht. Danach starben mindestens 136 Menschen durch das DDR-Grenzregime allein in Berlin.