Landtagswahl in Schleswig-Holstein Niederlagen für SPD und Linke: Vorwärts und schnell vergessen

SPD und Linke beklagen ihre Wahlniederlagen / Grüne wittern Morgenluft.

Torsten Albig, Ministerpräsident und SPD-Spitzenkandidat für die Landtagswahl, verlässt die Bühne auf der Wahlparty der SPD.

Foto: Carsten Rehder

Berlin. Endlich ein Befreiungsschlag — darauf hatten sie im Berliner Willy-Brandt-Haus so sehr gehofft. Stattdessen machte sich entsetztes Schweigen breit, als die ersten Wahlprognosen über die Bildschirme flimmerten. Die Genossen weit abgeschlagen hinter der CDU, eine Neuauflage der eigentlich erfolgreichen Küsten-Koalition unmöglich — „nein, nein“, entfuhr es einer Parteigängerin mit ungläubigem Staunen.

Martin Schulz, der neue SPD-Chef, saß um diese Zeit noch in seinem Büro mit Generalsekretärin Katarina Barley und Fraktionschef Thomas Oppermann zusammen. Es war bereits die zweite krachende Niederlage nach dem enttäuschenden Votum an der Saar Ende März. Wie soll man das erklären, wo die Partei lange Zeit doch auf der Schulz-Welle prächtig segelte? Der Hoffnungsträger hatte darauf auch keine Antwort. Als Schulz um kurz vor 19 Uhr die Bühne der SPD-Zentrale betrat, empfing ihn fast trotziger Applaus. Ganz allein stand er jetzt dort, wo sich in besseren Tagen auch schon die halbe Parteiführung versammelt hatte. „Ich bin enttäuscht“, räumte Schulz unumwunden ein. „Das ist etwas, was unter die Haut geht.“

Das war`s dann aber auch mit dem Wunden lecken. Schließlich steht bereits am nächsten Wochenende eine viel größere Herausforderung auf dem Terminplan: Dann wählt Nordrhein-Westfalen, wo die SPD ebenfalls in Regierungsverantwortung steht und ein ähnliches Desaster befürchten muss wie in Schleswig-Holstein. Da, wo er herkomme, würden nun die Ärmel hockgekrempelt und der Helm aufgesetzt, beschwor Schulz die Seinen. Vorwärts und schnell vergessen, sollte das wohl heißen.

Die Grünen dagegen konnten sich an den Zahlen gar nicht genug satt sehen. Deutlich im zweistelligen Bereich und damit das gute Resultat des Jahres 2012 ungefähr bestätigt. Ein wohltuender Kontrast zum Rest der Republik. „Das ist das Ende des Abgesangs auf die Grünen“, schwärmte Robert Habeck, der grüne Agrar-Minister in Kiel. An seiner Partei hat es nicht gelegen, dass die Küsten-Koalition baden ging. Für die Grünen im Bund bringt dieser Erfolg aber auch ein gewisses Problem mit sich. Viele wünschen sich bereits einen politischen Bedeutungszuwachs für Habeck weit über Schleswig-Holstein hinaus. Cem Özdemir, der Spitzenkandidat der Grünen, dem Habeck beim Basisvotum nur um Haaresbreite unterlag, deutete das am Abend auch schon an, als er von einer „wichtigen Rolle“ für Habeck im Bundestagswahlkampf sprach.

Und die Linkspartei? Bei ihrer „Wahlparty“ im Berliner Karl-Liebknecht-Haus war die Stimmung ähnlich düster wie bei der SPD. Viele hatten gehofft, dass die Partei in den Kieler Landtag einziehen würde. Zwar gab es einen leichten Trend nach oben. Aber es reichte wieder nicht. Dietmar Bartsch, der Fraktionschef, machte ein bisschen den Schulz: In Nordrhein-Westfalen seien die Umfragewerte für die Linke besser als in Kiel. „Da ist eine andere Stimmung im Land“, so Bartsch.