Organspenden auf 754 gesunken
Berlin (dpa) - Die Zahl der Organspender ist in den vergangenen zehn Monaten auf den tiefsten Stand seit Jahren eingebrochen: auf 754. Das sind 15,5 Prozent weniger als von Januar bis Oktober 2012.
Das teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Dienstag bei ihrem Jahreskongress in Berlin mit. „Diese Situation ist unvertretbar“, sagte DSO-Vorstand Rainer Hess.
11 300 Menschen warten in Deutschland auf ein geeignetes Organ. Den massivsten Einbruch bei den Spendern gab es im August, als nur 56 Menschen Organe spendeten - nach fast 100 im Vorjahresmonat. Im Oktober waren es dann 79 Spender.
Die Zahlen sinken seit 2010. Noch rasanter abzusacken begannen sie, nachdem im Sommer 2012 der Skandal um Manipulationen bei der Organvergabe bekanntwurde.
Hess rief dazu auf, die Kriterien bei der Organvergabe zu überdenken. „Das geht sehr stark nach Dringlichkeit.“ Fraglich sei, ob die Erfolgsaussichten genug berücksichtigt würden.
Um Probleme und Erfolge besser einschätzen zu können, brauche es ein Transplantationsregister, mit dessen Hilfe die einzelnen Behandlungen verglichen und bewertet werden könnten. Risiken von Empfängern und Spendern sollten aufgelistet werden - dann könne man sagen, wann eine Organvergabe erfolgversprechend sei.
Auch über die Qualität der einzelnen Kliniken mit Transplantationsmedizin könnten dann Aussagen getroffen werden. Heute sei die Entscheidung, einzelne Transplantationszentren zu schließen, rechtlich fragwürdig. Hess meinte, 2015 könnte nach entsprechenden Gesetzesänderungen ein Register starten. Er warnte aber vor zu großen Hoffnungen: „Wir werden immer einen Mangel an Organen haben.“
Der CDU-Gesundheitspolitiker Jens Spahn sagte, gesetzliche Reformschritte seien gemacht - bis hin zur Möglichkeit, Manipulationen einschlägiger Daten zu bestrafen. Nun komme es darauf an, Vertrauen in der Bevölkerung in die Organspende und -vergabe wieder zu stärken.
Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte, es sei bereits viel erreicht worden. „Daher ist das jetzt der Tiefpunkt der Transplantationsmedizin in Deutschland.“ Allerdings wäre es noch wichtig, „einen Transplantationsbeauftragten im Deutschen Bundestag“ zu haben. Hess zeigte sich skeptisch, ob weitere spezielle Beauftragte die Lage verbessern.
Derzeit verschicken die Krankenkassen infolge der jüngsten Reform massiv Organspendeausweise und -informationen an die Versicherten. Möglichst viele Menschen sollen sich laut Gesetzgeber entscheiden, ob sie nach ihrem Tod spenden wollen.