Plagiatsverdacht gegen Althusmann bleibt bestehen

Potsdam/Hannover (dpa) - Der Chef-Koordinator der deutschen Bildungspolitik muss weiter um seinen Dr. zittern: Für die Uni Potsdam ist der Plagiatsverdacht gegen Bernd Althusmann weiter nicht ausgeräumt.

Der niedersächsische Kultusminister-Präsident ist sich keiner Schuld bewusst.

Nach einer ersten Prüfung der Universität Potsdam besteht weiter der Verdacht, dass der amtierende Chef der Kultusministerkonferenz (KMK) in Teilen seiner Dissertation getäuscht hat. Eine spezielle Kommission soll den 2007 abgegebenen Text nun genauer auf Fehler durchleuchten, wie die Hochschule am Mittwoch ankündigte. Während sich Althusmann weiterhin keiner Schuld bewusst ist, fordert die Landtagsopposition politische Konsequenzen.

Bei der ersten Untersuchung kam der zuständige Dekan Klaus Goetz nach Uni-Angaben zu dem Ergebnis, „dass die Verdachtsmomente nicht hinreichend ausgeräumt werden konnten“. Von dem Vorwurf, die Nutzung fremder Quellen verschleiert zu haben, hätte man Althusmann nur entlasten können, wenn sich der Täuschungsverdacht nicht bestätigt hätte oder durch „vollständige Aufklärung“ ausgeräumt worden wäre. Die Kommission zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens soll die Dissertation über die Organisation der öffentlichen Verwaltung deshalb unter die Lupe nehmen.

Althusmann reagierte gelassen auf diese Ankündigung. Dass die Uni das Prüfgremium einsetze, sei ein normaler Vorgang. „Eine neue Sachlage ist nicht eingetreten“, betonte er. „Jede Unterstellung der Täuschung weise ich nach wie vor entschieden zurück.“ Der CDU-Mann hatte bisher nur mögliche handwerkliche Fehler eingeräumt. Zur Frage, ob er im Fall einer Titel-Aberkennung zurücktreten würde, wollte sich Althusmann nicht äußern: „Das ist wirklich Spekulation.“

Demonstrativ grenzte sich der Minister von prominenten Plagiatoren wie Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) oder Silvana Koch-Mehrin (FDP) ab. „Es handelt sich um einen anders gelagerten Fall“, sagte Althusmann, der seit Anfang Juli mit den Vorwürfen zu tun hat. „Die Zeit“ brachte den Fall damals ins Rollen. Ihr zufolge soll Althusmann zwar nicht ohne Quellenangabe seitenlang abgeschrieben, den Leser aber über die wahre Herkunft vieler Gedanken im Unklaren gelassen haben.

Ministerpräsident David McAllister (CDU) ließ mitteilen: „Wir warten erst mal die Prüfungen der Universität ab.“ CDU-Fraktionschef Björn Thümler sagte, Althusmann leiste als Minister hervorragende Arbeit: „Ich gehe davon aus, dass er dies weiterhin tun wird.“ Auch der Koalitionspartner FDP äußerte sich zuversichtlich.

Die Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag, Ulla Burchardt (SPD), forderte Althusmann dagegen erneut auf, sein Amt bis zur Klärung der Plagiatsvorwürfe ruhen zu lassen. „Er ist Dienstherr von Lehrern, wissenschaftlichen Mitarbeitern und Professoren, von denen alle erwarten, dass sie sich an die üblichen Regeln halten“, sagte sie der Online-Ausgabe der „Mitteldeutschen Zeitung“.

Die Landes-SPD sparte ebenfalls nicht mit Kritik. Althusmann habe sich bereits durch den Verdacht blamiert, in seiner Dissertation nicht korrekt zitiert zu haben. Aus Sicht der Grünen belegt der Fortgang der Prüfungen, dass Althusmann den Täuschungsverdacht mit einer eigenen Stellungnahme und einem Gegengutachten nicht abmildern konnte. Die Linksfraktion verlangte, der Minister müsse den KMK-Vorsitz einstweilen abgeben.