Polizei soll stärker im Internet fahnden
Debatte: Bund und Länder loten aus, wie sich Facebook & Co. für die Verbrecherjagd eignen. NRW erarbeitet gerade ein Konzept für die virtuelle Fahndung.
Düsseldorf. Wer in kürzester Zeit ein großes Publikum erreichen möchte, ist in sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter genau richtig. Immer wieder gehen Hilferufe, etwa in Vermisstenfällen, wie Lauffeuer durch die Nutzerschaft und erreichen zum Teil hunderttausende Menschen.
Wäre es da nicht logisch, wenn auch die Polizeidienststellen online nach flüchtigen Verbrechern suchen? Genau das fordert der Hamburger Innensenator Michael Neumann. In einem Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte er: „Wir kommen um soziale Netzwerke nicht länger herum.“
Neumann ist Mitglied einer Arbeitsgruppe von Bund und Ländern zu dem Thema, die ihre Ergebnisse morgen auf der Innenminister-Konferenz vorstellt. Zuvor hatten bereits die Justizminister beschlossen, dass es in Zukunft möglich sein soll, für die Öffentlichkeitsfahndung auf private Internetfirmen wie Facebook zurückzugreifen. Das Land Nordrhein-Westfalen erarbeitet zurzeit eine Richtlinie für den Umgang der einzelnen Dienststellen mit Facebook und Co.
Schon jetzt ist klar: „Fahndungsaufrufe werden zentral koordiniert“, sagt Joachim Wawrzeniewsky vom Innenministerium. Vor allem dürfe die Behörde nicht die Kontrolle über ihre Daten verlieren: „Wenn die Polizei so etwas macht, muss es sicher sein, und darf nicht gehackt werden können.“
Die größte Hürde für die Fahndung via Facebook ist technischer Natur und gilt als unausräumbar: Wer auf Facebook Fotos hochlädt, speichert sie auf den Servern des Portals im Ausland ab. Deutsche Strafverfolgungsbehörden aber dürfen nicht einfach Daten auf fremden Servern hochladen.
Mehr über rechtliche Probleme und Bedenken bei der Facebook-Fahndung sowie über einen Pilot-Versuch in Niedersachsen, der trotz großer Erfolge gestoppt wurde, lesen Sie in der Dienstagsausgabe der Westdeutschen Zeitung.