Prognose verheißt in nächsten Jahren deutliches Plus für Rentner

Berlin (dpa) - Den gut 20 Millionen Rentnern winken bis 2026 Rentensteigerungen von insgesamt 36 Prozent. „Dies entspricht einer durchschnittlichen Steigerungsrate von gut 2 Prozent pro Jahr“, heißt es im neuen Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung.

Für die kommenden vier Jahre errechnete sie eine Erhöhung der Altersgelder von 11,55 Prozent im Osten und 8,5 Prozent im Westen. Kritiker sprachen von „Regierungsoptimismus“ und „Wahlkampfrhetorik“.

Fest steht: Bei den Zahlen handelt es sich um die Ergebnisse von auf Annahmen beruhenden Modellrechnungen, nicht um Zusagen. Letztlich ist immer die wirtschaftliche Entwicklung für die Rentenanpassung entscheidend. Zudem sind die Kaufkraftverluste durch Inflation in den Projektionen nicht berücksichtigt. Für die 2013 anstehende Rentenerhöhung werde man die konkreten Zahlen im kommenden März nennen, stellte eine Sprecherin des Bundesarbeitsministeriums am Mittwoch in Berlin klar.

Dem Bericht zufolge liegen die Rentenaufschläge in den neuen Bundesländern im kommenden Vier-Jahre-Zeitraum immer über jenen im Westen. Bis 2016 steigt damit das - von der Lohnentwicklung abhängige - Ost-Rentenniveau auf 91,2 Prozent des Westniveaus. Derzeit liegt es bei 88,8 Prozent. Die vollständige Lohnangleichung an den Westen ist nach den Regierungsannahmen erst 2030 erreicht.

Die Anpassung der Renten wird entsprechend der Entwicklung von Löhnen und Gehältern alljährlich nach einer komplizierten Gesetzesformel errechnet. Der auch der Nachrichtenagentur dpa vorliegende Rentenbericht soll an diesem Mittwoch im Bundeskabinett verabschiedet werden. Zuerst hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.

Die Projektion sieht folgende Steigerungen für die kommenden vier Jahre vor: 2013 im Westen 1, im Osten 3,49 Prozent. 2014 im Westen 2,33, im Osten 2,4 Prozent. 2015 sollen die West-Renten um 2,55, die im Osten um 2,65 Prozent steigen, und 2016 schließlich im Westen um 2,39 und im Osten um 2,47 Prozent.

Nach den Modellrechnungen der Bundesregierung würde sich das Altersgeld eines sogenannten Eckrentners bis 2016 von derzeit 1263 auf 1370 Euro erhöhen. Es handelt sich dabei aber um eine Kunstfigur mit 45 Beitragsjahren und Durchschnittseinkommen. Nur eine Minderheit der Rentner dürfte künftig so viele Versicherungsjahre erreichen; Frauen wegen Kindererziehungszeiten schon gar nicht.

Der Projektion zugrunde liegt die Annahme, dass die Bruttolöhne in den nächsten vier Jahren im Schnitt zwischen 2,5 und 2,8 Prozent steigen, und die Zahl der Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt jeweils unter der Drei-Millionen-Marke bleibt. Für den Osten rechnet die Regierung im Zeitraum 2017 bis 2030 (in drei verschiedenen Varianten) sogar mit Lohnsteigerungen zwischen jährlich 3,6 und 5,6 Prozent.

Damit würde sich der zwischenzeitlich ins Stocken geratene Aufholprozess bei den Renten fortsetzen. Der für 2013 angenommene Anstieg von 3,49 Prozent im Osten wäre das höchste Plus seit 1997, der für 2015 vorausgesagte Aufschlag von 2,55 Prozent im Westen die größte Steigerung seit 1994. Das Rentenniveau vor Steuern sinkt den Zahlen zufolge dennoch bis 2026 von derzeit 49,6 auf 46,0 Prozent.

Die Präsidentin des Sozialverbands, Ulrike Mascher, verglich die Prognosen mit einem „Blick in die Kristallkugel“. Altersarmut sei weiterhin auf dem Vormarsch, wie ein Blick auf die Entwicklung der Neurenten zeige: So liege die Durchschnittsrente für männliche Neurentner aktuell bei 812 Euro und für Frauen bei 529 Euro - und damit „bei vielen deutlich unter dem Grundsicherungsniveau von derzeit 688 Euro“.