Proteste bremsen den Stromnetzausbau aus

2013 ist kein einziger neuer Kilometer Leitung gebaut worden. Amt sorgt für Notfall vor.

Bonn. Der für die Energiewende notwendige Stromnetzausbau stockt. Von den Projekten des Ausbauprogramms EnLAG sei im ganzen Jahr 2013 kein einziger neuer Leitungskilometer tatsächlich gebaut worden, sagte der Chef der Bundesnetzagentur, Jochen Homann. Grund seien Einsprüche von Bürgern, Planungsänderungen und Verzögerungen bei der Zusammenarbeit von Behörden. Damit seien nur 268 Kilometer des 2009 gestarteten und auf 1855 Kilometer dringenden Bedarf veranschlagten Programms umgesetzt.

„Ursprüngliches Ziel war es, einen Großteil der EnLAG-Vorhaben bis 2015 zu verwirklichen. Bei realistischen Schätzungen ist jedoch davon auszugehen, dass bis 2016 nur 50 Prozent erreicht werden“, berichtet die Netzregulierungsbehörde.

Der Netzausbau wird für die Stromversorgung Süddeutschlands wichtig, wenn Ende 2015 das Kernkraftwerk im fränkischen Grafenrheinfeld abgeschaltet wird. Dann soll über die Thüringer Strombrücke — eine 210 Kilometer lange Stromautobahn zwischen Bad Lauchstädt (Sachsen-Anhalt) und Redwitz (Bayern) — Strom von Nord nach Süd transportiert werden. Die Netzbetreiber versichern, dass sie wie geplant bis Ende 2015 fertig würden, sagte Homann. Vorsorglich habe seine Behörde aber den Reservekraftwerksbedarf für den Winter 2015/16 berechnet, falls die Strombrücke ausfällt. Dann müsse die Stromreserve verdoppelt werden.

Wenn zu Jahresbeginn für das nächste Stromleitungs-Ausbauprogramm die konkreten Trassenvorschläge diskutiert werden, rechnet Homann mit weiteren Bürgerprotesten. Das Programm sieht weitere 2800 Leitungskilometer vor — darunter drei Gleichstromleitungen in Nord-Südrichtung. Die Trassen sollen 500 bis 1000 Meter breit sein. Damit ist der Verlauf relativ deutlich festgelegt — und damit auch, wer sie vor der Nase haben wird. „Dass das komplikationslos verlaufen wird, davon gehe ich nicht aus“, so Homann.

In Meerbusch-Osterrath regt sich der Bürgerzorn schon seit vielen Monaten und bevor über konkrete Trassen überhaupt geredet wurde. Die Stadt ist voll mit „Kein Konverter“-Plakaten, mit denen die Osterrather gegen eine technische Großanlage protestieren. Es gab tausende Einwendungen und im Frühjahr eine Menschenkette.