Raabs „Absolute Mehrheit“: 100 000 Euro-Frage überlagert die politischen Themen
Bei Raabs „Absolute Mehrheit“ kommt es vor allem darauf an, wie der Gast beim Zuschauer „rüberkommt“.
Düsseldorf. Als den ersten Polit-Talk mit echten Ergebnissen hatte Stefan Raab seine Talkshow „Absolute Mehrheit“ angekündigt.
Ein Ergebnis gab es freilich — einen Sieger: Die Zuschauer wählten per Anruf oder SMS (Kosten: je 50 Cent) Wolfgang Kubicki. Der FDP-Mann verfehlte aber die absolute Mehrheit und musste die 100 000 Euro Preisgeld für den Jackpot der nächsten Sendung dalassen.
Dass die fünf Talkgäste eine direkte Zuschauereinschätzung über ihre Überzeugungskraft und Wirkung erhielten, ist tatsächlich neu in der Talkshow-Szene. Mit grob vereinfachenden Filmchen, eigentlich waren es eher Comics, wurde in die drei Streitthemen (Steuer, Energie, Internet) eingeführt.
Diesem Comic-Stil passte sich die erste Frage Raabs an seinen Talkgast Michael Fuchs (CDU) an: „Herr Fuchs, wer hat die Gans gestohlen?“ Dieserart schlichtem Humor folgte die originellere Frage an FDP-Mann Kubicki, mit der er diesen auf seinen Parteichef ansprach: „Muss Herr Rösler weg, und wie kann ich Ihnen dabei helfen?“
Als Kubicki gewohnt schnoddrig antwortete, griff Raab auf sein bekanntes Geschäftsmodell „Witze auf Kosten anderer“ zurück. Indem er mutmaßte, dass Rösler möglicherweise beim Abendessen die Stäbchen aus der Hand fallen würden. Die rheinland-pfälzische CDU-Fraktionschefin Julia Klöckner twitterte: „Wo muss ich denn anrufen, damit der Raab rausgenommen wird?“
Nach seiner Geschmacklosigkeit wurde Raab zwar etwas besser, zeigte sich durchaus auf die Themen vorbereitet. Doch sobald die Diskussion anlief, würgte er sie immer wieder ab — um Zwischenstände zu ermitteln, welcher Gast denn von den Zuschauern abgewählt worden war.
Dabei half ihm Peter Limbourg. Der gestandene Sat1-Nachrichtenmann ließ sich dabei nicht nur zum Assistenten degradieren, sondern versäumte es auch nicht, Raab zu schmeicheln: „Wenn ich ein kurzes Kompliment machen darf, Sie können auch Politik.“ Limbourg darf bestimmt beim nächsten Mal wieder dabei sein.
Und die Zuschauer? Die Quoten für „Absolute Mehrheit“ waren trotz der späten Sendezeit am Sonntagabend (22.45 bis 0.20 Uhr) gut. Vor allem in der für den Werbemarkt relevanten jungen Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Hier schlug Raab die kurz vorher laufende ARD-Talkshow mit Günther Jauch mit 1,28 Millionen gegenüber 1,14 Millionen.
Noch deutlicher fällt der Unterschied bei den 14- bis 29-Jährigen aus. Aus dieser Altersgruppe schalteten bei Raab rund 500 000 Menschen ein — mehr als dreimal soviel wie die 160 000 jungen Zuschauer bei Jauch. Ob sich diese Werte halten lassen, wenn der Reiz des Neuen verflogen ist?