Ramsauer: 3648 Verkehrstote sind viel zu viel

Ein Maßnahmenpaket soll den Verkehr auf deutschen Straßen sicherer machen. Doch vielen reicht das nicht.

Berlin. Wenn es um mehr Verkehrssicherheit geht, muss sich Peter Ramsauer derzeit jeden Morgen bei der Fahrt ins Büro ärgern. Vor seinem Ministerium sind die Straßen aufgerissen, die Absperrungen sind verwirrend, klare Hinweise fehlen.

Der Verkehrsminister will, dass so etwas die Ausnahme bleibt. Sein Ziel: Höchstens 2300 Verkehrstote im Jahr 2020. Ein Maßnahmenpaket soll den Trend zum sicheren Verkehr stabilisieren. Ramsauer erinnert daran, wie schlimm es früher einmal war: „1970, im bisher schwärzesten Jahr der Unfallstatistik, waren 21 332 Todesopfer zu beklagen.“

2010 wurden 3648 Menschen getötet — der tiefste Wert seit Beginn der Unfallstatistik 1953. Aber: Die Zahl der Unfälle mit Sachschäden stieg um sechs Prozent auf 2,12 Millionen, bei 288 300 Unfällen gab es Verletzte.

Insgesamt hilft immer bessere Fahrzeugtechnik im Auto wie Notbrems-, Abstandsregel- und Spurhaltesysteme. Dies senkt laut Verkehrsexperten die Totenzahl geschätzt um knapp 300 pro Jahr.

Erstens: Verkehrsteilnehmer sollen für die Risiken sensibilisiert werden. Zweitens: Ramsauer appelliert, die Fahrzeugtechnik weiter zu verbessern, etwa auch durch eine Ausstattung aller Motorräder ab 125 ccm mit automatischen Blockiersystemen — 17 Prozent der Verkehrstoten sind Kradfahrer.

Drittens fordert er Sicherheitsverbesserungen bei den Straßen: Freigabe von Standstreifen an langen Autobahnsteigungen, wo Lkw oft alles blockieren, mehr Rüttelstreifen, die ein Abkommen von der Fahrbahn erschweren sowie flexiblere Tempolimits und mehr Blitzer.

Nein, noch nicht. Aber das Tragen eines Helms wird von Ramsauer dringend empfohlen. Dafür soll nun noch stärker geworben werden. Der Minister nennt es dramatisch, dass bei Kindern bis zehn Jahre nur 38 Prozent einen Helm tragen.

Bisher setzen insgesamt sogar nur neun Prozent der Radler einen Helm auf. 2010 wurden von der Polizei aber 71 103 Radfahrer als Beteiligte bei Unfällen mit Verletzten registriert. Mehr als 62 000 Radfahrer wurden verletzt, 381 getötet. Jeder zehnte Tote im Verkehr ist damit ein Radfahrer.

Nein, sagt der Auto Club Europa (ACE). Er fordert darüber hinaus ein komplettes Alkoholverbot am Steuer. Die Grünen fordern ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern auf sämtlichen Autobahnen. Zudem wollen sie flächendeckend nur noch Tempo 30 innerhalb von Ortschaften.

Nein, sagt Ramsauer. Er betont, der Anteil der Gruppe 65 Jahre plus an Unfällen betrage nur elf Prozent. Man dürfe nicht die persönliche Freiheit älterer Menschen beschneiden. Drohungen mit Führerscheinentzug seien fehl am Platze.