Bundesversammlung Randnotizen der Wahl zum Bundespräsidenten

Von Sängern, Gastgeschenken und Fußmanschetten

Schauspielerin Natalia Wörner und Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) bei der Bundesversammlung. Die medizinische Fußmanschette Wörners bite Gesprächsstoff.

Foto: Bernd Von Jutrczenka

UNTER DEN WÄHLERN von Frank-Walter Steinmeier war auch Schlager-Promi Roland Kaiser. Beide kennen sich gut. 2014, bei der Verleihung des Publikumspreises "Goldene Henne" hatte Steinmeier die Laudatio auf Kaiser gehalten, der damals für sein Lebenswerk geehrt wurde. Auch bei der SPD-Fete am Vorabend der Bundeversammlung gab Kaiser ein paar seiner Lieder zum Besten - und Steinmeier sang vergnügt mit.

JEDER der 1260 Delegierten der Bundesversammlung erhielt ein Gastgeschenk. Und zwar eine Porzellanmedaille des Berliner Künstlers Michael Jastram, gefertigt in der Weimarer Porzellanmanufaktur im thüringischen Blankenhain. Die Medaille greift 60 Jahre nach den Römischen Verträgen und 25 Jahre nach dem Vertrag von Maastricht die Situation Europas auf - und die ist gerade nicht leicht. Das Motiv heißt deshalb: "Europa und Stier".

VERWALTUNG kann ziemlich humorlos sein. Amalia, zwei Monate, durfte nicht mit in den Plenarsaal - die Kleine ist zwar stimmstark, war aber nicht stimmberechtigt. Mutter Marina Weisband lobte die Verwaltung des Bundestages dennoch für die Unterstützung, die sie bekam. "Man hat uns praktisch einen eigenen Betreuer zur Seite gestellt", schwärmte die Piraten-Aktivistin. Der klärte auch, ob Amalia einen Einlassausweis brauchte. Brauchte sie nicht. "Nur wer auf eigenen Beinen stehen kann", meinte der Beamte - dann doch humorvoll.

AUCH VERKEHRSMINISTER Alexander Drobrindt war mit Familie gekommen, die Tochter auf dem Arm. Bevor er los ging, zeigte der CSU-Politiker der Kleinen von der Pressetribüne aus den Saal: "Da hinten, da sitzt der Papa". Diesmal allerdings nicht, denn die Regierungsbank bleibt in der Bundesversammlung immer leer, genauso wie die der Länder. Alle sind gleich wichtige Delegierte.

SCHAUSPIELERIN Natalia Wörners rechter Fuß steckte in einer medizinischen Manschette. "Kleiner Skiunfall, aber kein Bruch", sagte die Lebensgefährtin von Justizminister Heiko Maas (SPD). Der bekam prompt den Journalistenspott ab. Ob das etwa ein neues Modell für die Fußfessel sei, deren Einsatz er gerade ausgeweitet hat? Maas grinste, Wörner protestierte. "Der Spruch ist von mir."

SELFIES wohin man blickte, viele Delegierte der Bundesversammlung benahmen sich wie die Teenies. Jogi Löw war das beliebteste Motiv, dicht gefolgt von Drag-Queen Olivia Jones. Besonders eifrig sammelte Anke Rehlinger Handy-Bilder. Peter Maffay, Iris Berben, Natalia Wörner - fette Beute schon in den ersten fünf Minuten der SPD-Fraktionssitzung. Rehlinger kann die Schnappschüsse brauchen, sie ist Spitzenkandidatin im Saar-Landtagswahlkampf.

GREGOR GYSI kam erst kurz vor knapp in die Bundesversammlung aus Düsseldorf angeflogen. Am Vorabend hatte er in Aachen den Karnevalsorden "Wider den tierischen Ernst" erhalten. "So was kriegt Ihr hier ja gar nicht mit", scherzte er mit den Reportern. Ob er selbst gern Bundespräsident werden würde? Das sei er schon oft gefragt worden, kokettierte Gysi. "Aber ich bin kein präsidialer Typ".

UNERMÜDLICH im Einsatz für die ZDF-Heute-Show war Lutz van der Horst. CDU-Mann Jens Spahn fragte der Komödiant, ob man nicht besser Martin Schulz statt Steinmeier aufgestellt hätte. Da hätte man den SPD-Kanzlerkandidaten doch schon mal elegant "aus dem Weg geräumt". Spahn konterte schlagfertig: Na ja, vielleicht bewerbe sich Schulz ja noch einmal als Bürgermeister in Würselen. Da musste sogar van der Horst lachen. (wk/vet)