Rektoren stellen Bachelor-Abschluss auf den Prüfstand

Berlin (dpa) - Gut zehn Jahre nach Einführung der Bachelor- und Masterstudienabschlüsse auch in Deutschland stellt die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) die Reform auf den Prüfstand. Es werde allerdings kein Zurück zu den alten Diplomstudiengängen geben, versicherte HRK-Präsident Horst Hippler.

Vielmehr werde eine Arbeitsgruppe die Entwicklung in den einzelnen Fächern genau analysieren, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Vorgaben für die Studienstruktur unter die Lupe nehmen und dann Vorschläge zur Korrektur von Fehlentwicklungen machen.

Der HRK-Präsident hatte im Sommer mit kritischen Äußerungen über die Bachelor-Einführung bei einem Teil der Hochschulrektoren für erheblichen Unmut gesorgt. Die Rektorenkonferenz hatte sich unter früheren Präsidenten stets für die Bachelor-Einführung stark gemacht. Hippler hatte unter anderem in einem Interview gesagt, die Wirtschaft wolle gut ausgebildete „Persönlichkeiten“, nicht bloß schnell ausgebildete Absolventen.

Hippler rechtfertigte seine Kritik. „Wenn ich sage, nach sechs Semestern ist man noch kein Physiker, dann wird mir die Deutsche Physikalische Gesellschaft nur zustimmen“, sagte der HRK-Präsident mit Blick auf die Vorgaben, das Bachelor-Studium möglichst auf sechs Semester zu begrenzen. Ziel der Hochschulausbildung müsse am Ende eine „Persönlichkeit sein, die über den Tellerrand des eigenen Faches hinausblicken kann“.

Einige Fehlentwicklungen bei der Einführung des Bachelor-Studiums seien auch schon wieder revidiert worden, sagte Hippler weiter. „Es ist für mich fraglich, ob studienbegleitende Prüfungen wirklich so scharf sein müssen, wie sie zum Teil sind.“ Die dichte Studienorganisation mit der zum Teil üblichen Anwesenheitspflicht und eine hohe Zahl von begleitenden Prüfungen führt häufig zum Studienabbruch - vor allem in den ersten Bachelor-Semestern der Naturwissenschaften.

Unmittelbar vor dem Gipfeltreffen der EU-Regierungschefs warnten die Hochschulrektoren vor jeglichen Kürzungen im Brüsseler Forschungsetat. Der bisherige Verhandlungsverlauf lasse „wenig Raum für Optimismus“, sagte Hippler. Für Deutschland wären Kürzungen ein großes Problem. „Ein umso größeres wären sie für die strukturschwachen Staaten in der EU, die stark von der EU-Forschungsförderung abhängen.“