Rösler will pflegenden Angehörigen helfen
Im Gespräch sind Kuren, Seelsorge und Zuschläge für die Rente. Doch das alles würde teuer.
Berlin. Claus Fussek steht im Atrium des Gesundheitsministeriums und schimpft. „Wir waren uns alle einig, dass was passieren muss“, sagt der Pflegeexperte. Doch daran zweifelt Fussek nach einem zweieinhalbstündigen Treffen bei Minister Philipp Rösler (FDP), in dem es um Hilfen für pflegende Angehörige ging.
Rösler hält dagegen: „Unser Ziel ist es, erst einmal Danke zu sagen an die vielen Millionen Angehörigen, die schon pflegen.“ Dann berichtet er über geplante Verbesserungen. Menschen, die kranke, demente oder gebrechliche Angehörige zu Hause pflegen, sollten gemeinsam mit ihnen in Kur gehen können. Sie sollen weniger Papierkram abwickeln müssen, schneller Hilfsmittel bezahlt bekommen und einen Notfallseelsorger anrufen können.
Vielleicht gibt es auch Pflegegeld, selbst dann, wenn Mutter, Vater oder Schwiegereltern schon finanzielle Hilfe für einen ambulanten Pflegedienst bekommen. Und vielleicht auch eine stärkere Anrechnung der Pflegezeit bei der Rente. Doch all das wird nur Wirklichkeit, wenn die Politik dafür das nötige Geld locker macht. „Wir haben nicht über Preise gesprochen“, sagt Rösler. Das passiert erst in einigen Monaten, nach den Landtagswahlen.
Rösler will verstehen, was die geschätzt rund vier Millionen Hilfebedürftigen und ihre Angehörigen brauchen. Er ruft immer mal wieder Experten spontan auf dem Handy an und befragt sie.
Doch wirkt sein Einsatz beim Spitzentreffen mit Patienten- und Pflegevertretern auf manche auch aktionistisch. „Wir müssen das parteienübergreifend zum Thema machen“, sagt Fussek. Ohne die Leidensfähigkeit der Angehörigen würde es schon heute nicht mehr gehen, meint Eugen Brysch von der Hospiz Stiftung. Andere Experten sagen, Auszeiten nach dem Vorbild von Mutter-Kind-Kuren seien Kosmetik. Nötig sei ein Gesamtkonzept, um Mängeln bei der Pflege zu begegnen.
Als nächstes will sich Rösler mit den Spitzenvertretern der Branche speziell zum Problem der Demenz beraten, dann noch einmal über die Ausweitung der Pflegeversicherung. Zudem muss der Koalitionsstreit ausgeräumt werden, ob mit Extrabeiträgen ein Kapitalstock in der Pflege aufgebaut werden soll. Und schließlich soll beziffert werden, welche neuen Leistungen man bezahlen will und was das die Beitragszahler kostet. Im Sommer soll ein Gesetzentwurf Klarheit bringen.