„Unsinnig und ideologisch motiviert“ Scharfe Kritik an Spahns Plan für Studie zu Abtreibungsfolgen

Berlin · Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für eine Studie zu den seelischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen stoßen auf scharfe Kritik. SPD-Abgeordnete Mattheis bezeichnet diese als „unsinnig und ideologisch motiviert“.

Jens Spahn (CDU), Bundesgesundheitsminister.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die Berichterstatterin der SPD-Bundestagsfraktion für Frauengesundheit, Hilde Mattheis, erklärte am Montag, hier sollten '"fünf Millionen Euro für eine wissenschaftlich unsinnige und ideologisch motivierte Studie vergeudet werden". Der Bundestag dürfe das Geld dafür nicht zur Verfügung stellen.

Die Situation von Frauen bei Schwangerschaftsabbrüchen sei durch eine sehr umfangreiche Studienlage untersucht, argumentierte Mattheis. Alle seriösen Arbeiten dazu hätten belegt, dass ein sogenanntes Post-Abortion-Syndrom, also eine schwere Belastungsstörung bei Frauen, die abgetrieben haben, nicht existiere.

"Richtig ist, dass Frauengesundheit in der Gesundheitsforschung systematisch vernachlässigt ist", erklärte Mattheis weiter. "Wenn das Gesundheitsministerium etwas für Frauen tun will, wären zusätzliche Gelder für Forschung in diesem Bereich richtig angelegt."

Die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Nicole Bauer, bezeichnete das Forschungsvorhaben als "Zugeständnis an radikale Lebensschützer". Ein Erkenntnisgewinn sei nicht zu erwarten, denn die psychischen Auswirkungen von Abtreibungen seien seit Jahren ausführlich und umfassend untersucht. "Dass der Steuerzahler für diesen Unsinn auch noch fünf Millionen Euro bezahlen darf, setzt dem Ganzen die Krone auf", urteilte Bauer.

Angebracht sei stattdessen ein "enttabuisierter und aufgeklärter Umgang mit dem sensiblen Thema" Abtreibungen. Studien legten nahe, dass '"mitunter die Stigmatisierung zu psychischen Problemen" bei den Betroffenen führen könne, erklärte Bauer.

Die Bundesregierung hatte am Mittwoch nach langem Koalitionsstreit die Lockerung des sogenannten Werbeverbots für Schwangerschaftsabbrüche auf den Weg gebracht. Laut der "Bild am Sonntag" sind in der Vorlage aus dem Gesundheitsministerium für die Studie zu den seelischen Auswirkungen in den Haushaltsjahren 2020 bis 2023 jeweils 1,25 Millionen Euro vorgesehen. Der Gesetzentwurf muss noch durch den Bundestag, wo er abgeändert werden kann.

(AFP)