Castorbehälter auf dem Neckar Schiff für Atommüll-Transport steht in Obrigheim bereit
Obrigheim (dpa) - Erstmals soll in Deutschland Atommüll auf einem Fluss transportiert werden - das dafür benötigte Schiff hat am Montag am stillgelegten Kernkraftwerk Obrigheim auf dem Neckar angelegt.
Das Schiff soll nach dpa-Informationen am Dienstag mit drei Castor-Behältern samt ausgedienter Brennelemente beladen werden und am Mittwoch zum Zwischenlager in Neckarwestheim zurückfahren.
Die „Lastdrager 40“ und die Schubboote „Edda“ und „Ronja“ hätten die etwa 50 Kilometer lange Strecke nach der Abfahrt am frühen Morgen von Neckarwestheim störungsfrei zurückgelegt, hieß es von den Behörden. Den sogenannten Schubverband begleiteten Sicherheitskräfte mit Booten, Einsatzfahrzeugen und einem Hubschrauber. Auf dem Schiff selbst befanden sich demnach keine Polizisten.
Es wäre nach Angaben des Energieversorgers EnBW die erste Verfrachtung von Atommüll auf einem Fluss in Deutschland. Am Montag demonstrierten Aktivisten in Gundelsheim (Kreis Heilbronn) friedlich gegen den Plan der EnBW. Für den Transporttag werden größere Proteste erwartet. Insgesamt plant die EnBW fünf Transporte mit je drei Castoren.
Das Schiff hatte in Neckarwestheim am Montag um 05.20 Uhr abgelegt. Neckarwestheims Bürgermeister Jochen Winkler (parteilos) nannte den bevorstehenden Transport von Atommüll eine Enttäuschung. Die Gemeinde musste in der vergangenen Woche vor dem Verwaltungsgericht Berlin eine Niederlage hinnehmen, als sie den Transport mit einem Eilantrag zumindest verzögern wollte. „Ich schließe eine Beschwerde gegen das Urteil nicht aus - aber es wäre sehr ärgerlich, wenn bis zu einer weiteren Entscheidung bereits einige Transporte erfolgt wären“, sagte Winkler der Deutschen Presse-Agentur.
Sylvia Kotting-Uhl, die atompolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, forderte die EnBW auf, Neckarwestheim 2 ein halbes Jahr früher als vorgesehen vom Netz nehmen. Dies wäre dann ein „Ausgleich“ für den Atommüll aus Obrigheim, den Neckarwestheim aufnehme, sagte sie der „Heilbronner Stimme“.