Schlechte Noten fürs Schulessen
Zu viel Fleisch, zu wenig Gemüse. Zudem fehlt es an Qualitätsstandards und vielerorts auch an Zeit für richtige Pausen.
Düsseldorf/Berlin. Das Mittagessen an deutschen Schulen ist laut einer Studie nicht gesund genug. In der am Dienstag vorgestellten Untersuchung im Auftrag des Bundesernährungsministeriums heißt es, dass Fleisch zu oft und Fisch zu selten angeboten werde.
Experten-Empfehlungen für Gemüse, Obst und Rohkost würden teilweise nicht erfüllt. Bundesernährungsminister Christian Schmidt (CSU) fordert deswegen verbindliche Qualitätsstandards und einen „Ernährungs-Tüv“, der präzise Vorgaben mache und diese kontrolliere. „Unser Ziel muss sein, dass Deutschland bei der Schulverpflegung im positiven Sinne ein Streber wird.“
Rund sechs Millionen Kinder essen täglich in der Schule oder in der Kita. Häufig bekommen die Einrichtungen die Mahlzeiten von Catering-Unternehmen zugeliefert, nur in jeder siebten Schule wird frisch gekocht. Die Alternative dazu heißt meist „Warmverpflegung“: Speisen werden zentral zubereitet, ausgeliefert — und oft stundenlang warmgehalten.
Nicht nur die mangelnde Ausgewogenheit und Qualität der Schulverpflegung wird kritisiert, häufig hapert es auch an der Zeit für eine warme Mahlzeit. Laut Studie dauert die durchschnittliche Mittagspause nur in 39 Prozent der Schulen länger als 45 Minuten, wie es Ernährungsexperten empfehlen.
„Die Verhältnisse sind sehr schlecht. Wir müssen damit anfangen, dass alle Caterer und Schulen sich einer Prüfung unterziehen“, sagt Volker Peinelt, Ernährungswissenschaftler an der Hochschule Niederrhein. Gemeinsam mit dem Tüv Rheinland hat er ein Zertifizierungskonzept für Schulessen entwickelt, das preisgünstig sei und in ganz Deutschland eingesetzt werden könne.
Eine Alternative zur Warmverpflegung ist für Peinelt aber nicht, dass Schulen selbst kochten, was zu teuer wäre, sondern das „Cook-and-Chill“-Verfahren. Dabei wird das Essen vor dem Garpunkt schnell heruntergekühlt und erst kurz vor dem Verzehr wieder erhitzt. Die Qualität der Speisen sei auf dem gleichen Niveau wie bei frisch zubereiteten. ost