Schweiz klagt deutschen Daten-Dieb an
Mann soll Informationen an deutschen Fiskus verkauft haben.
Bern/Düsseldorf. Ein mutmaßlicher deutscher Bankdaten-Dieb ist knapp ein Jahr nach seiner Festnahme in der Schweiz von der Staatsanwaltschaft in Bern angeklagt worden.
Der Computerexperte (54) habe gestanden, rund 2700 interne Datensätze der Zürcher Privatbank Julius Bär für 1,1 Millionen Euro an den deutschen Fiskus verkauft zu haben, berichteten die „Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ (WAZ) und die „Neue Zürcher Zeitung“ unter Berufung auf die Schweizer Bundesanwaltschaft.
Nach eigenen Angaben führt die Behörde auch weiter Ermittlungen gegen einen in Deutschland wohnenden pensionierten Steuerfahnder.
Dieser soll die CD mit Daten deutscher Bankkunden im Februar 2012 von dem Angeklagten in Empfang genommen haben. Wie die „WAZ“ berichtet, leitete die Oberfinanzdirektion Münster daraufhin gegen viele Steuersünder Verfahren ein.
Laut Anklagevertretung hat der IT-Spezialist illegal Namen, Wohnorte, Kontonummern sowie die Beträge auf den Konten kopiert. Diese Daten habe er im Februar 2012 dem deutschen Steuerfahnder bei einem Treffen in Berlin übergeben.
Von den zugesagten 1,1 Millionen Euro seien dem Beschuldigten im März 2012 in Berlin 200 000 Euro ausgehändigt worden. Der Rest sei zur Begleichung seiner Steuerschulden beim deutschen Fiskus einbehalten worden. Mit Hilfe des deutschen Ex-Steuerfahnders soll der Beschuldigte auch versucht haben, Bankdaten niederländischer Kunden zu verkaufen.
„Der Verkauf scheiterte, weil die holländischen Steuerbehörden keine Steuerdaten aus anonymer Quelle kaufen wollten“, erklärte die Schweizer Staatsanwaltschaft.
Deutsche Steuerämter — auch in NRW — haben hingegen mehrfach Daten-CDs aus der Schweiz gekauft. NRW-Finanzminister Norbert Walter-Borjans (SPD) stellte sich erneut hinter seine Steuerfahnder.
„Ich habe keinerlei Anzeichen dafür, dass unsere Steuerfahnder zu ungesetzlichen Handlungen angestiftet haben. Sie leisten hervorragende Arbeit.“ dpa