Seehofer will seine Nachfolge selbst übernehmen
München (dpa) - Von völlig richtig bis völlig daneben: Die Meinungen in der CSU über Seehofers Gedankenspiele über eine dritte Amtszeit gehen auseinander.
In der CSU ist eine kontroverse Debatte über eine mögliche weitere Amtszeit von Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer entbrannt. Dieser hatte im „Spiegel“ entgegen bisheriger Bekundungen nicht ausgeschlossen, 2018 erneut zu kandidieren. Während Innenminister Joachim Herrmann derlei Überlegungen im „Münchner Merkur“ (Montag) völlig richtig nannte, kritisieren andere CSU-Politiker den Zeitpunkt der Debatte. Wieder andere nahmen Finanzminister Markus Söder gegen Kritik des Regierungschefs in Schutz: Es gebe objektiv nichts an Söders Politik auszusetzen.
Nach allgemeiner Einschätzung in der CSU verfolgte Seehofer mit seinen Äußerungen vor allem das Ziel, Söder zu bremsen. Dieser hatte zuletzt wieder mit mehreren inhaltlichen Vorstößen von sich reden gemacht. Seehofer selbst hatte mit Blick auf Söder der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt: „Vielleicht war ich in der letzten Zeit zu großzügig.“
Herrmann sagte zu Seehofers Gedankenspielen: „Es ist völlig richtig, sich diese Option offen zu halten.“ Kultusminister Ludwig Spaenle allerdings sagte der „Bild“-Zeitung: „Bisher war 2018 vorgesehen. Wir sollten jetzt unsere Arbeit tun und zum richtigen Zeitpunkt entscheiden.“ Und Europagruppenchefin Angelika Niebler kritisierte in der „SZ“: „Wir brauchen diese Debatte jetzt nicht.“
Mehrere CSU-Landtagsabgeordnete stellten sich am Montag hinter Söder. „Was hat er denn inhaltlich Falsches gesagt?“, fragte einer. Ein Finanzminister werde schließlich noch eigene Vorschläge machen dürfen. Und mit Blick auf Seehofer fügte der CSU-Politiker hinzu: „Was soll das?“ Ein weiterer Abgeordneter sagte: „Ich kann die Kritik an Söder nicht verstehen.“ Viele in der Fraktion schüttelten angesichts der jüngsten Seehofer-Äußerungen den Kopf. Möglicherweise habe er damit mehr sich selbst geschadet als Söder, wurde intern gemutmaßt.
Seehofer hatte bisher stets betont, nicht länger als bis 2018 im Amt bleiben zu wollen - und jegliche Nachfolgedebatten zu ersticken versucht. Anfang des Jahres sagte er in Wildbad Kreuth: „Sie werden die nächsten zwei Jahre von mir zu diesem Thema nichts mehr hören. Punkt.“ Nun hat er selbst die Debatte wieder neu befeuert.