Städtetag sieht Lücke von über 100 000 Krippenplätzen
Berlin (dpa) - Gut drei Wochen vor dem Start des Rechtsanspruchs auf einen Betreuungsplatz für Kleinkinder gibt es Streit zwischen Kommunen und Bund über den Stand des Ausbaus.
Nach Einschätzung des Deutschen Städtetags fehlen bundesweit noch mehr als 100 000 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Das Bundesfamilienministerium hält diese Zahl für überzogen. Die Länder hätten in den letzten Monaten Tempo gemacht und viele Plätze kurzfristig geschaffen, sagte eine Sprecherin am Dienstag. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) will an diesem Donnerstag aktuelle Zahlen präsentieren, die die Länder bis Ende Juni 2013 übermittelt hatten.
Am Donnerstag will auch das Statistische Bundesamt in Wiesbaden Zahlen zur Kindertagesbetreuung veröffentlichen, allerdings mit Stichtag 1. März dieses Jahres. Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz für Kinder ab einem Jahr tritt am 1. August in Kraft. Nötig sind dafür in Deutschland 780 000 Plätze. Für Kinder ab dem vollendeten dritten Lebensjahr gibt es bereits einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz.
Städtetags-Hauptgeschäftsführer Stephan Articus rechnet trotz fehlender Plätze nicht mit einer Klagewelle der Eltern. „Dafür haben wir bis jetzt keine Anzeichen“, sagte er der „Südwest Presse“ (Dienstag). In Einzelfällen könne es zwar Klagen geben. „Da werden die Jugendämter sicher versuchen, sich mit den Eltern zu verständigen und andere Angebote zu machen, etwa für ganz kleine Kinder die früher sehr beliebten Krabbelgruppen.“
Articus verteidigte die Kommunen gegen den Vorwurf, zu lange mit den nötigen Investitionen gezögert zu haben. Im Westen hätten viele Städte und Regionen mit einer Versorgung von sechs Prozent begonnen. In manchen Groß- und insbesondere auch Universitätsstädten liege der Bedarf aber bei über 50 Prozent. Unterschätzt habe der Städtetag das Interesse an der Tagespflege, räumte er ein. Es habe Zweifel gegeben, so viele Tagesmütter und auch Eltern zu finden. „Mittlerweile nutzen aber viele Eltern diese Angebote ganz gerne, weil sie individueller und flexibler ausmachen können, wann sie ihr Kind bringen und holen“, sagte Articus weiter.